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Kommentar Afghanistan-Krise: Die US-Geheimdienste sind nicht alleine schuld

Der US-Präsident erklärt das Afghanistandesaster mit mangelnden Informationen. Damit relativiert er seine Verantwortung – und befeuert die Vertrauenskrise in die US-Geheimdienste.
18.08.2021 - 04:09 Uhr Kommentieren
Die USA haben die Lage in Afghanistan falsch eingeschätzt. Quelle: AP
US-Präsident Joe Biden

Die USA haben die Lage in Afghanistan falsch eingeschätzt.

(Foto: AP)

Washington Der Fall der afghanischen Hauptstadt Kabul provoziert schmerzhafte Fragen: Wie konnten die USA mit ihrer Einschätzung der Lage derart danebenliegen? Und wie ist es möglich, dass die Taliban das Land schneller eroberten als die US-geführten Truppen 2001?

Seit sich das Desaster in Afghanistan entfaltet, läuft das „blame game“, also die Suche nach Schuldigen, auf Hochtouren. Inzwischen hat die US-Regierung eingeräumt, dass sie die Taliban unterschätzte und die afghanische Armee überschätzte. Alles sei „schneller geschehen als erwartet“, betonte US-Präsident Joe Biden. Das impliziert allerdings, dass es keine Informationen über die Risiken eines Turbo-Siegs der Taliban gab.

Was im Klartext bedeutet: Die militärischen US-Geheimdienste haben das größte Versagen seit dem Vietnamkrieg 1968 zu verantworten.

Man möchte einem Präsidenten, der sich beim Amtseid zur Wahrheit verpflichtete, gern glauben. Und doch bleiben Zweifel an Bidens Erklärungen. Denn in US-Medien werden Geheimdienstmitarbeiter zitiert, die sich gegen die Vorwürfe wehren.

Es habe durchaus Warnungen gegeben, dass die Übernahme der Taliban Wochen, vielleicht nur Tage dauern könnte, kritisieren sie. Ob die Mahnungen fundiert waren, ob sie im Weißen Haus ignoriert wurden – all das ist bislang nicht untersucht und verifiziert.

Doch wenn wir eines aus den Katastrophen vergangener Kriege gelernt haben, dann das: Es gibt nie nur eine einzige, simple Erklärung für Staats- und Regierungsversagen. 

Biden muss Stellung beziehen

Für den Moment ist das Vertrauen in die US-Geheimdienste ebenso erschüttert wie in den Präsidenten selbst. Schon immer waren die 17 nachrichtendienstlichen Behörden der USA, koordiniert von einer 18. Superbehörde, anfällig für Pannen, Missbrauch und Fehleinschätzungen. Der frühere Präsident George W. Bush relativierte seine Verantwortung am Irak-Krieg, als er behauptete, er sei über Massenvernichtungswaffen „falsch informiert“ worden. Donald Trump instrumentalisierte die Dienste für Verschwörungstheorien, er schwächte den Apparat systematisch.

Dabei werden starke Dienste in Zeiten von Terrorabwehr und Cyberattacken mehr denn je gebraucht, auch sind europäische Dienste extrem abhängig vom Informationsaustausch über den Atlantik. Wenn Biden ernsthaft Schadensbegrenzung will, muss er an die Ursachen des Afghanistandesasters gehen – und vor allem ehrlich und transparent erklären, was an welcher Stelle schieflief. Sonst ist er nicht besser als viele seiner Vorgänger im Oval Office. 

Mehr: „Da wusste ich, dass Chaos folgen würde“ – Der Zentralbankchef und die Flucht der Eliten aus Kabul

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