Kommentar Aldi und Lidl müssen zu Entsorgungsunternehmen werden

Der Einzelhandel hat erkannt, dass Kunststoffabfall ein wertvoller Sekundärrohstoff ist.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, da verzettelt sich ein Unternehmen. Die Schwarz Gruppe, Mutterunternehmen von Lidl und Kaufland, steckt Milliarden nicht in den Kauf von Handelskonzepten, sondern in die Übernahme von Abfallunternehmen. Die Schwarz-Tochter Prezero zählt bald zu den fünf größten Entsorgern in Europa.
Doch dieser Schritt ist logisch und notwendig. Und genau deshalb folgt jetzt auch Aldi dem Erzrivalen auf diesem Weg. Denn das Recycling von Verpackungen wird mehr und mehr zum strategischen Erfolgsfaktor im Handel.
Angesichts immer schärferer Auflagen im Klimaschutz wäre es für die großen Händler fahrlässig, die Wiederverwertung ihrer Verpackungen dem Zufall und wechselnden Partnern zu überlassen. Echte Fortschritte in der CO2-Reduzierung können Aldi, Lidl und Co. nur mit einem ganzheitlichen System erzielen, das vom Verpackungsdesign über die Einsammlung bis hin zur erneuten Aufbereitung alles in einer Hand hat.
Vor wenigen Jahren waren Pioniere wie der Putzmittelhersteller Frosch noch allein mit ihrer Forderung, geschlossene Kreisläufe für Verpackungen zu schaffen. Nun zeigt sich, dass es dazu keine Alternative mehr gibt.
Auch die Drogeriekette dm fordert die Kunden jetzt auf, leere Shampooflaschen in den Filialen zurückzugeben, damit sie gezielter als bisher wieder in neue Flaschen verwandelt werden können. Die Kreislaufwirtschaft wird zur Kernkompetenz. Und dem Image tun solche Aktionen auch gut.
Kunststoff wird zum wertvollen Rohstoff
Doch es ist viel mehr als Greenwashing, also die geschickte Selbstdarstellung als grünes Unternehmen: Betrachtete der Handel den Kunststoffabfall vor Kurzem noch als lästiges Überbleibsel des eigenen Geschäfts, hat er jetzt erkannt, dass der Verpackungsmüll ein wertvoller Sekundärrohstoff ist.
Wenn die Händler die Recyclingquoten für die Verpackungen, die sie sich selbst auferlegt haben, auch erfüllen wollen, müssen sie einen sicheren Zugriff auf die Rezyklate haben, die sortenreinen wiederverwendeten Kunststoffe. Und wie ließe sich das besser garantieren als mit der direkten Kontrolle über eigene Sortieranlagen?
Der Einstieg von Händlern in die Entsorgungswirtschaft zeigt: Umweltschutz ist kein Modethema mehr, es geht um knallhartes Business. Das ist eine gute Nachricht. Denn dem Handel ist jetzt klar: Kreislaufwirtschaft gehört zum Kerngeschäft – und verschafft einen Wettbewerbsvorteil.
Mehr: Aldi greift Lidl an: Discounter kämpfen jetzt auch um das Geschäft mit Müll
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.