Kommentar An der Börse ist weiterhin Vorsicht angebracht

Seit Wochen steigen die Kurse.
Wo lässt sich schnell sparen, wenn die Einnahmen wegbrechen? Indem Mitarbeiter in Kurzarbeit gehen und der Staat einen Teil der Gehälter übernimmt.
Darüber hinaus bei den Investitionen in die Zukunft. Deshalb verwundern Prognosen wie die der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY nicht, wonach in diesem Jahr die ausländischen Investitionen in Deutschland um 35 bis 50 Prozent einbrechen könnten.
Spannend bleibt die Frage, was nach dem wirtschaftlichen Stillstand infolge der Corona-Pandemie passiert. Ob Automobil oder Pharma: In vielen Branchen und Ländern werden Forderungen laut, künftig mehr in der Heimat zu produzieren, um sich weniger von Wirkstoffen und Zulieferteilen abhängig zu machen, die auf anderen Kontinenten produziert werden. Diese Diskussionen gab es schon vor Corona, wie auch das Werben um nationale Champions zeigt.
Kommt es dazu, dann sollten sich Verbraucher auf höhere Kosten und Aktionäre auf geringere Kursgewinne einstellen. Schließlich haben sich die Unternehmen aus ökonomischen Gründen dazu entschieden, dort zu produzieren, wo es preiswert ist.
Auf diese Weise entstanden komplexe Produktions- und Lieferketten. Diese aufzulösen, um wieder mehr „made in Germany“ zu verwirklichen, wird noch zu viel Diskussionen und Zwietracht zwischen den Interessen der Gesellschaft und Aktionäre führen.
Im Moment setzen die Börsen auf den bewährten Mechanismus, dass die Rückkehr zu den Gesetzen der Marktwirtschaft schneller kommt als inmitten einer Krise gedacht. Deshalb steigen die Aktienkurse seit Wochen. Die Mehrheit spekuliert auf die Fortsetzung eines nur kurzzeitig unterbrochenen Welthandels.
Doch ob die Märkte recht behalten, ist noch offen. Schließlich gab es noch nie eine Pandemie, bei der sich so viele Regierungen für ein Herunterfahren der Wirtschaft entschieden haben und gleichzeitig so viele Menschen in verschiedenen Ländern bewährte Wirtschaftsmechanismen infrage stellten.
Mehr: Verfolgen Sie die aktuellen Entwicklungen in der Coronakrise in unserem Newsblog.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.