Kommentar An Hondas Rückzug aus Großbritannien ist sehr wohl der Brexit schuld
Die Nachricht, dass der Autohersteller Honda sein Werk im britischen Swindon 2022 schließt, hat in Großbritannien für große Aufregung gesorgt. Schließlich ist die Entscheidung ein weiteres Zeichen für die Folgen des bevorstehenden Brexits.
Das Honda-Management bemüht sich zwar zu beteuern, dass der Brexit nicht ausschlaggebend gewesen sei – sondern „globale Entwicklungen in der Branche“. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit.
Bereits der Blick auf die nackten Zahlen zeigt deutlich, wie stark der EU-Austritt die Autobranche beeinflusst: So haben sich die Investitionen der Hersteller in ihre britischen Fabriken 2018 gegenüber 2017 mit 589 Millionen Pfund (674 Millionen Euro) fast halbiert. Nissan will die nächste Generation seines SUV nicht in Großbritannien bauen.
Die Liebe der Autohersteller zum Produktionsstandort Großbritannien ist erkaltet, und das ist nachvollziehbar. Die Branche befürchtet, dass ein Austritt Großbritanniens aus der Zollunion und dem Binnenmarkt das komplexe Geflecht der europäischen Automobilindustrie durcheinanderbringt.
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Für japanische Unternehmen wie Honda, das sich 1989 in Großbritannien ansiedelte, um dort für den – sehr viel wichtigeren – EU-Markt zu produzieren, ist der Brexit aus einem weiteren Grund ein großes Problem. Denn die EU hat mit Japan kürzlich ein Freihandelsabkommen geschlossen. Großbritannien hat bisher nichts Derartiges vorzuweisen. Das muss für Honda ein wichtiger Punkt sein.
Dass die Japaner die Bedeutung des Brexits herunterspielen, hat andere Gründe: Honda will potenzielle Käufer in den Reihen der Brexit-Befürworter nicht gegen sich aufbringen. Es nützt dem Unternehmen nichts, wenn es sich in dem tief gespaltenen Großbritannien in der Debatte zwischen Austrittsbefürwortern und -gegnern auf eine Seite stellt.
Aber ob man es ausspricht oder nicht: Der Fall Honda ist ein weiterer Beweis, dass der EU-Abschied Großbritannien schaden wird.
Mehr: Was der Brexit auch für die deutsche Autoindustrie bedeutet, erklärt Handelsblatt-Korrespondentin Kerstin Leitel in der Video-Analyse.
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