Kommentar Anleger brauchen in der Coronakrise einen neuen Realitätssinn
Rund ein Viertel seines Werts hat der deutsche Leitindex Dax seit seinem Jahrestief bei 8442 Punkten in der ersten Märzhälfte inzwischen wieder zulegt. In der Osterwoche hat das deutsche Börsenbarometer gar wieder die Marke von 10.000 Punkten übersprungen. Bei etlichen anderen Indizes sieht die Entwicklung ähnlich aus. Der freie Fall, in dem sich viele Kurse noch vor über einem Monat befanden, als sich das Coronavirus rasend schnell verbreitete, scheint zumindest vorerst gestoppt.
Es sind leise Zeichen der Hoffnung wie diese, an die sich im Moment die Anleger klammern. Dazu gehört auch der schonungslose und ehrliche Umgang mit der realen Lage. Beispiele sind die deutlich revidierten Prognosen, die auf einen massiven Einbruch der Konjunktur und der Unternehmensgewinne in diesem Jahr hindeuten.
Erst am Montag prognostizierte der Internationale Währungsfonds IWF), dass die Weltwirtschaft in diesem Jahr um bis zu drei Prozent schrumpfen wird. Nur noch Fantasten glauben so, dass die zu anderen Zeiten erstellten und bis dato noch nicht revidierten Unternehmensprognosen tatsächlich eintreffen.
Ebenso kommen von überall inzwischen gewaltige Rettungssummen, mit denen Staaten und internationale Organisationen die Wirtschaft unterstützen wollen. „Viel hilft viel“, lautet das einfache Motto. Das erzeugt in den unterschiedlichen Gremien inzwischen eine Art Massenbewegung. Viele Verantwortliche, die womöglich innerlich eher zögern ob solcher Summen, schließen sich nun mit weiteren Milliarden an.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
All das lässt für Anleger ein Bild entstehen, das zwar weiterhin einen heftigen Einbruch zeigt, das aber auch Gegenreaktionen signalisiert, gepaart mit einem gesunden Realitätssinn. Die tückische Lungenkrankheit hält die Welt zwar noch weiter im Griff. Wenn es aber irgendwann anders sein wird, dann wurde davor sehr viel dafür getan, dass das wirtschaftliche Leben wieder anspringen kann.
Natürlich kann derzeit niemand ausschließen, dass trotz der jüngsten Erholung noch einmal ein deutlicher Rückschlag an den Börsen droht. Vor allem dann, wenn das gesamte Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens und die immensen Kosten aller Rettungsaktionen aufaddiert sind. Wer aber heute schon Realist ist, den werden auch diese unermesslichen Summen nicht mehr schrecken.
Mehr: Anleger sollten steigenden Kursen nicht hinterherlaufen.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Ihr Wort in Gottes Ohren!