Kommentar Anleger hoffen auf eine V-förmige Erholung an den Ölmärkten

Für Anleger bleibt der Ölmarkt unberechenbar.
Frankfurt Viel wird in diesen Tagen über Buchstaben gefachsimpelt, auch an den Rohstoffmärkten. Erholt sich die Ölnachfrage in der Form eines V? Oder wird es doch eine U-förmige Erholung oder, schlimmer noch: ein L?
Die Buchstaben beziehen sich dabei auf die Form, die eine grafische Abbildung der Ölnachfrage am besten beschreibt. V-förmig bedeutet: Auf den beispiellosen Einbruch folgt die schnelle Erholung. U-förmig hieße, es folgt eine längere Durststrecke, bevor die Ölnachfrage wieder auf das Vorkrisenniveau zurückkehrt. L steht für das Szenario, in dem sich der weltweite Ölverbrauch auch nach mehreren Jahren nicht von der Pandemie erholt.
Die Hoffnung auf eine V-förmige Erholung der Ölnachfrage hat am Donnerstag neue Nahrung erhalten. Die Internationale Energieagentur (IEA) korrigierte ihre zuletzt extrem pessimistische Prognose zur Ölnachfrage nach oben.
Sie erwartet für das zweite Quartal nur noch einen Einbruch der Ölnachfrage um 20 Prozent, zuvor war die IEA von 23 bis 25 Prozent ausgegangen. „Das Bild ist immer noch sehr trostlos“, sagte IEA-Chef Fatih Birol. „Aber das Schlimmste dürfte hinter uns liegen.“ Die Ölpreise legten am Donnerstag in der Spitze um fünf Prozent zu.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Zur Einordnung: Ein überraschender Anstieg der Ölnachfrage von drei bis fünf Prozent innerhalb eines Quartals löst in normalen Zeiten eine massive Ölpreisrally aus. In normalen Zeiten wäre auch ein Anstieg der Ölpreise um fünf Prozent ein außergewöhnlicher Tag an den Rohstoffmärkten.
Doch die Coronakrise hat die Maßstäbe verschoben. Häufiger als sonst in der Historie ist der Ölpreis an einzelnen Handelstagen um Prozentwerte im zweistelligen Bereich gefallen oder gestiegen. Und die IEA-Daten zeigen: Die Ölmärkte befinden sich weiter im Krisenmodus.
Für spekulativ orientierte Privatanleger bleibt das Marktumfeld daher weiter gefährlich. Der Trend spricht für eine deutliche Erholung – aber, und darauf hat auch die IEA hingewiesen: Eine zweite Coronawelle ist derzeit nicht eingepreist.
Überraschend steigende Lagerbestände in den USA oder ein neuer Käuferstreik an den Terminmärkten kann den Ölpreis schnell wieder einbrechen lassen. Eine Garantie für eine V-förmige Erholung von Ölnachfrage und -preis gibt es nicht.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.