Kommentar Anleger sollten sich von der Erholung des chinesischen Aktienmarkts nicht täuschen lassen

Chinas Börse liegt seit Jahresanfang im Plus.
Wer sich den Kursverlauf des chinesischen Aktienmarkts ansieht, könnte denken, die Coronakrise sei schon ausgestanden. Chinas Leitindex CSI 300 brach nach den verlängerten Neujahrsferien Anfang Februar zwar an einem Tag unter dem Strich um acht Prozent ein und verzeichnete damit den größten Tagesverlust seit fast fünf Jahren. Doch diesen Einbruch hat die Börse längst wieder aufgeholt.
Tatsächlich liegt der CSI 300 als einer der wenigen Aktienindizes sogar seit Jahresanfang wieder im Plus. Der Jahresgewinn beträgt bislang zwar nur ein mageres Prozent – verglichen mit dem achtprozentigen Minus im US-Leitindex S&P 500 oder den sogar fast 13 Prozent, die der Dax seit Jahresanfang eingebüßt hat, ist das beachtlich.
Vor allem ist die Erholung des chinesischen Aktienmarkts aber erstaunlich. Die Beschränkung im Personen- und Warenverkehr inklusive Zwangsabriegelung ganzer Regionen hinterlassen tiefe Spuren in der chinesischen Wirtschaft. Chinas Exporte sanken im Januar und Februar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 17 Prozent.
Frühindikatoren schlechter als in der Finanzkrise
Frühindikatoren signalisieren eine tiefe Rezession: Die Einkaufsmanagerindizes in der Volksrepublik sind im Februar für die Industrie auf 37,5 und für den Dienstleistungssektor auf 29,6 Punkte abgerutscht. So niedrig lagen die Indikatoren nicht einmal während der großen Finanzkrise.
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Der Hauptgrund dafür, dass sich Chinas Börsen so deutlich erholt haben, liegt in Peking. Die Zentralbank hat die Leitzinsen schon Ende Januar gesenkt und ermuntert die Zentralbanken, die Kreditvergabe zu lockern. Die Regierung hat mehr als 900 Milliarden Yuan (knapp 119 Milliarden Euro) in die Wirtschaft gepumpt.
Die Märkte setzen also auf Regierung und Notenbank. Deren Hilfen bergen aber Gefahren, wie eine weiter ansteigende Verschuldung der chinesischen Unternehmen. Zudem können Geldspritzen wirtschaftliche Einbrüche nur abmildern, aber nicht verhindern.
Daher sollten sich Anleger von der Erholung des chinesischen Aktienmarkts nicht täuschen lassen. Langfristig sind die Aussichten wegen der wachsenden Bedeutung Chinas zwar nicht schlecht. Aber kurzfristig drohen Rückschläge.
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