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Kommentar Arbeitsminister Heils Bekenntnis zur Tarifautonomie ist eine Worthülse

Der Versuch des Ministers, einen bundesweiten Pflegetarifvertrag herbeizutricksen, ist gescheitert – zum Glück. Doch der Handlungsbedarf in der Pflege bleibt.
25.02.2021 - 17:04 Uhr 2 Kommentare
Beim Thema Pflegetarifvertrag hat sich der Minister offenbar verrannt. Quelle: dpa
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil

Beim Thema Pflegetarifvertrag hat sich der Minister offenbar verrannt.

(Foto: dpa)

Ein guter Tag für die Tarifautonomie! Die Caritas als einer der großen Pflegeanbieter hat der Versuchung widerstanden, sich vor den Karren der Politik spannen zu lassen und so einen bundesweiten Pflegetarifvertrag herbeizutricksen. Dass Arbeitsminister Heil diese Entscheidung nun lautstark beweint, zeigt deutlich, dass sein stetes Bekenntnis zur Tarifautonomie nicht viel mehr als eine Worthülse ist.

Mit dem Nein der Caritas ist der Versuch gescheitert, einen mühsam errungenen Tarifvertrag, der nur für einen Bruchteil der Arbeitgeber und Beschäftigten gilt, mit fragwürdigen Methoden einfach allen überzustülpen. Die Kirchen stehen seit jeher nur am tarifpolitischen Spielfeldrand und folgen einem arbeitsrechtlichen Sonderweg.

Es wäre schon eine besondere Ironie der Geschichte gewesen, wenn nun ausgerechnet sie mitgeholfen hätten, privaten Pflegeanbietern gegen deren Willen einen Tarifvertrag aufzuzwingen.

Nicht erst mit dem Votum der Caritas steht fest: Der Arbeitsminister hat sich auf einen Irrweg begeben und verlaufen. Das heißt aber nicht, dass es keinen Handlungsbedarf in der Pflege gibt.

In der Corona-Pandemie zeigt sich der Fachkräftemangel wie unter einem Brennglas. Ohne attraktivere Arbeitsbedingungen werden sich junge Menschen kaum noch für den körperlich und seelisch anstrengenden Beruf begeistern lassen.

Es braucht einen vernünftigen Personalschlüssel

Die besseren Bedingungen lassen sich aber nicht allein an der Bezahlung festmachen – hier hat es dank der Pflegemindestlohnkommission durchaus schon Bewegung gegeben. Ebenso wichtig sind regelmäßige freie Wochenenden, planbare Dienstzeiten, Unterstützung in einsamen Nachtschichten – sprich: ein Personalschlüssel, der auch mal das Durchatmen erlaubt und Zeit für ein Gespräch mit den ihnen Anvertrauten lässt.

Beschäftigte in der Pflege haben mehr verdient als Applaus vom Balkon in der Coronakrise, das ist richtig. Doch was ist mit den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen? Wäre der Arbeitsminister – unterstützt von den Kirchen – seinen Irrweg bis zum Ende gefolgt, hätten sie am Ende die Zeche zahlen müssen. Und das, obwohl die Eigenanteile schon vor Corona in die Höhe geschossen waren.

Jetzt haben alle Beteiligten die Chance für einen neuen Anlauf. Gesundheitsminister Spahn oder sein Nachfolger muss sich Gedanken machen, wie die Pflege künftig auskömmlich finanziert werden kann. Verdi muss versuchen, endlich mehr Mitglieder in der Altenpflege zu gewinnen, um Tarifverträge aus eigener Kraft durchsetzen zu können. Und Arbeitsminister Heil kann noch einmal nachlesen, was Tarifautonomie bedeutet.

Mehr: Pflegekräfte nur gegen Impfstoff: Philippinen fordern Deutschland zum Tausch auf.

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2 Kommentare zu "Kommentar: Arbeitsminister Heils Bekenntnis zur Tarifautonomie ist eine Worthülse"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • In der Vorstellung von Herrn Specht bedeutet Tarifautonomie offenbar die Verweigerung von Tarifverträgen durch die Arbeitgeber wie gehabt. So wird das mit der Verbesserung in der Pflege leider nichts. Tarifautonomie bedeutet eigentlich, dass die Tarifpartner auch Regelungen treffen. Wenn eine Seite das verweigert, dann ist schon der Staat gefragt.

  • Meiner Meinung nach gibt es nur eine Möglichkeit den Pflegeberuf nachhaltig attraktiver zu machen und das wäre durch eine Verbeamtung der Pflegekräfte.

    In diesem Zusammenhang könnte man auch darüber diskutieren ob Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen verstaatlicht werden sollten (sie erwirtschaften Gewinne auf Kosten der Gesellschaft). Oder ob sie zumindest so stark überwacht werden sollten um ein Beamtentum der Pflegekräfte zu rechtfertigen.


    Polizisten & Feuerwehr sind Beamte und haben hoheitliche Aufgaben (Schutz der Gesellschaft)
    Lehrer & Professoren sind Beamte und haben hoheitliche Aufgaben (Wissen für die Gesellschaft)

    Kranken- & Altenpfleger sind keine Beamte aber ihre Aufgabe ist es die Gesellschaft gesund zu pflegen... mhhh wenn das keine hoheitliche Aufgabe ist....

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