Kommentar Artenvielfalt wird auch für Anleger ein Thema

Für Artenvielfalt und den Erhalt letzter Wildnisse engagieren sich keinesfalls nur die Gutmenschen.
Das Kürzel ESG hat in der Finanzwelt eine steile Karriere hingelegt. Es steht für Environmental, Social und Governance – also Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. Die Kriterien werden heute praktisch von allen seriösen Anlagegesellschaften berücksichtigt, von den ganz großen wie Blackrock oder Vanguard sogar ganz besonders. Es gibt einen regelrechten Boom an Finanzprodukten mit dem ESG-Label.
Dabei wird oft suggeriert, dass das „E“ bereits vollständig durch das Thema Klimawandel abgedeckt ist. Dem sei aber mitnichten so, behaupten beispielsweise die Profis vom mächtigen Vermögensverwalter Federated Hermes, der immerhin 550 Milliarden Dollar betreut. Damit sind sie nicht allein, zunehmend wollen sich Investoren auch um die Risiken einer Biodiversitätskrise kümmern.
Für Artenvielfalt und den Erhalt letzter Wildnisse engagieren sich keinesfalls nur die Gutmenschen. Aufgrund von Schäden an Ökosystemen wie Wäldern, Grasland und Korallenriffen könnten der Weltwirtschaft bis 2050 fast zehn Billionen Dollar entzogen werden. Die Schäden entstehen durch die verringerte Kapazität zur Kohlenstoffabsorption, geringere Ernteerträge und geringere Fischfänge.
Eine weltweit operierende Großbank empfiehlt bereits, Biodiversitätsrisiken in die Bewertungen der Wertpapiere zu integrieren und Kapital entsprechend zu verteilen. Außerdem gibt es schon Öko-Rankings für Staatsanleihen, bei denen die Biodiversität eine Rolle spielt und bei denen Staaten wie Brasilien wegen der Abholzung und Verbrennung des Regenwalds einen Abstieg erleben. Nahrungsmittelhersteller werden sich zukünftig überlegen müssen, ob sie beispielsweise Soja aus dem südamerikanischen Land verarbeiten wollen.
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Dass sich Bio und Rendite nicht ausschließen, kann man zum Beispiel am Fonds Pictet Global Environmental Opportunities ablesen, der das Thema Biodiversität schon vor rund einem Jahr thematisiert hatte. Im Fonds gibt es Titel wie den Windkraftanlagen-Hersteller Vestas, das Wasserversorgungsunternehmen American Water Works, den Energiekonzern Oersted A/S oder das Technologieunternehmen Thermo Fisher Scientific, die alle einen guten Lauf hatten.
Die meisten Titel sind allerdings nicht mehr weit weg von ihren Höchstständen. Aber man kann sich sicher sein: das Thema Rettung des Globus wird nach Corona wieder richtig in Schwung kommen und das Biodiversitätsthema aktuell bleiben.
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