Kommentar Auch bei Internet-Investments zahlt sich ein langer Atem aus

Der Einstieg bei dem chinesischen Start-up 2001 hat sich für Naspers gelohnt.
Bob van Dijk ist kein großspuriger Typ, aber einen Rekord nimmt der Naspers-Chef für seinen Internetkonzern in Anspruch: Der Einstieg der Südafrikaner beim chinesischen Start-up Tencent im Jahr 2001 sei das beste Risikokapitalinvestment der Geschichte. Aus Tencent wurde ein Social-Media-Gigant und aus einer Millionen- eine 100-Milliarden-Beteiligung.
Gelingt einem Start-up-Investor ein solcher Coup, wird er gerne zum modernen König Midas erklärt, der in die Zukunft blicken kann und goldene Wetten darauf abschließt. Dabei ist ein Teil des Erfolgs von Naspers bei Tencent einfacher erklärt: mit Geduld.
Ein typischer Risikokapitalgeber wäre bald nach Tencents Börsengang 2004 ausgestiegen, schon weil ihre Fonds oft nur fünf oder sieben Jahre laufen. Die Früchte von Tencents Aufstieg zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt hätten andere geerntet.
Die lange Frist ihrer Visionen und die kurze Frist ihres Investment-Horizonts führt bei Risikokapitalgebern bisweilen zu seltsamen Konstellationen: Masayoshi Son, Gründer des Softbank Vision Fund, schwärmt von einem 300-Jahre-Plan, aber drängt in der Realität Unternehmen wie den Bürovermieter WeWork zu Wachstumsraserei und vorschnellen Börsengängen.
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Die Geldschwemme auf den Finanzmärkten bedeutet für Start-ups zwar, dass Kapital selten fern ist. Geduldiges Kapital aber schon. Für die nächste Generation der Innovationen, das autonome Fahren etwa oder Quantencomputer, ist das aber notwendig.
Hier haben Unternehmen gegenüber Fonds einen Wettbewerbsvorteil, den Naspers oder – im Hochtechnologiebereich – Google nutzen: Sie investieren zwar strategisch, drängen ihre – Vorsicht, Google-Sprech – „Moonshots“ aber weder zum schnellen Verkauf noch zur Integration ins eigene, engere Geschäftsmodell.
Ein bisschen Midas muss ein Start-up-Investor weiterhin sein. Ein bisschen Buddha allerdings auch.
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