Kommentar Austrian Airlines sollte nicht um jeden Preis gerettet werden

Die Zukunft der Airline ist ungewiss.
Die Austrian Airlines (AUA) steht mit dem Rücken zur Wand. Die Lufthansa-Tochter verhandelt mit der Regierung Österreichs über ein finanzielles Überlebenspaket. Um den österreichischen Staat gnädig zu stimmen, ist Airline am Wiener Flughafen zu tiefen Einschnitten bereit. Als Vorleistung hat die AUA beschlossen, ein Fünftel ihrer Flotte stillzulegen.
Doch muss es eine Rettung der Lufthansa-Tochter um jeden Preis überhaupt geben? Die Regierung in Wien zögert aus verständlichen Gründen, die Airline für viel Geld zu retten: Zum einen ist die AUA Teil eines deutschen Dax-Konzerns, zum anderen gibt es durchaus Alternativen für das Drehkreuz Wien. Offenbar bieten sich bereits Etihad und British Airways als Ersatz an.
Aber auch Lufthansa muss genau prüfen, ob eine womöglich teure und riskante Rettung ihrer österreichischen Tochter Sinn macht. Denn die AUA konnte die Erwartungen des Mutterkonzerns seit der Übernahme vor elf Jahren nicht erfüllen. Selbst in Boomzeiten blieb die AUA ein Sorgenkind mit ungewissen Zukunftsaussichten. Im vergangenen Jahr – also vor der Coronakrise – lag beispielsweise ihr bereinigtes Ebit bei nur 19 Millionen Euro.
Ohnehin ist Wien als Osteuropa-Drehscheibe für die Lufthansa keineswegs unersetzbar. Mit den Hubs in München und Zürich stünden Alternativen für die Verbindungen in den Osten zur Verfügung. In dieser schweren Zeit stellt sich daher für Lufthansa die Frage, ob sie AUA noch wirklich braucht.
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Österreich – nur halb so groß wie Nordrhein-Westfalen – besitzt nicht wie die Schweiz Weltunternehmen von der Größe Nestlé, Novartis oder Roche. Wien als Brückenkopf für den Osten hat für internationale Konzerne immer stärker an Bedeutung verloren.
Große Fantasie gibt es nicht, denn eine schnelle Erweiterung der EU auf dem Balkan wird immer unwahrscheinlicher. Daher muss die selbst schwer angeschlagene Lufthansa sorgfältig abwägen, ob sie das Abenteuer AUA in der Welt der Luftfahrt nach der Coronakrise noch fortsetzen will.
Mehr: Lufthansa-Tochter Austrian sortiert ein Fünftel der Flotte aus.
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