Kommentar Banken brauchen noch immer strenge Regeln

Sewing und Sparkassenpräsident Helmut Schleweis fordern bei der Regulierung Erleichterung für die Banken.
Eigentlich gibt es jede Menge Streitpunkte zwischen Sparkassen und privaten Banken. Aber bei einem Thema herrscht zwischen Sparkassenpräsident Helmut Schleweis und Bankenverbandschef Christan Sewing allerschönste Harmonie: Beide fordern bei der Regulierung Erleichterungen für die Banken.
Zumindest sollten doch bitte schön die Regeln, die während der Pandemie ausgesetzt wurden, wie die Vollendung der strengeren Eigenkapitalanforderungen unter dem Stichwort Basel IV, jetzt ein für alle Mal in der Schublade bleiben.
Schleweis Argument: In der Pandemie hätten die Banken doch bewiesen, dass sie robust genug sind, um auch schwerste Verwerfungen zu überstehen. Sewing beklagt für die heimischen Banken einen unfairen Nachteil gegenüber Wettbewerbern aus anderen Ländern wie den USA und aus anderen Branchen, die zwar ähnliche Geschäfte betreiben, aber nicht so streng reguliert werden.
In zwei Punkten haben Sewing und Schleweis recht. Die Regulierung muss regionale Unterschiede in der globalen Bankenlandschaft berücksichtigen. Härtere Eigenkapitalanforderungen dürfen nicht zu einem Nachteil für europäische oder deutsche Banken führen, nur weil die Marktstruktur hier anders aussieht als in den USA. Und die Regulierer müssen sich dem Thema Schattenbanken noch sehr viel systematischer widmen als bislang.
Aber das heißt noch lange nicht, dass es sinnvoll wäre, die Regulierung der Banken einzufrieren oder gar zurückzudrehen.
Dafür gibt es zwei Gründe. Ja, es stimmt, die Banken waren während der Coronakrise nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung. Aber die Institute kamen nur so gut durch die Pandemie, weil sie in den Jahren seit der großen Finanzkrise auf Druck der Aufseher ihre Eigenkapitalpolster massiv aufgestockt haben.
Erst die schärfere Regulierung hat die Banken also robust gemacht. Und: Die Geldhäuser profitierten auch während der Covidkrise massiv von Staatshilfen, wenn dieses Mal auch indirekt. Die milliardenschweren Hilfsprogramme der Regierungen verhinderten die befürchtete Pleitewelle, die wiederum eine Flut von faulen Krediten in die Bilanzen der Banken gespült hätte.
Für die Banken wird nach der Pandemie eine neue Phase beginnen, in der sie erstmals seit der Finanzkrise nicht mehr unter dem Generalverdacht als notorische Stabilitätsgefährder stehen. Damit das aber so bleibt, müssen Aufseher und Politik mit strenger Hand die wichtigsten Regulierungsprojekte weiter vorantreiben.
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