Kommentar Bei BMW stehen nach Krügers Abgang jetzt harte Entscheidungen an

Der Automobilkonzern hat in den vergangenen Jahren den Vorsprung in der Elektromobilität verloren und gleichzeitig ein Ertragsproblem.
Gewinnwarnung, Machtkämpfe und eine zunehmend verunsicherte Belegschaft: Die Nachrichten aus der BMW-Zentrale waren in den vergangenen Monaten nicht gut. Der Druck auf Vorstandschef Harald Krüger war groß. Jetzt hat der 53-jährige erklärt, seinen im kommenden Jahr auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern.
Der Abgang verdient Respekt: Anders als Daimler und VW blieb BMW in der Abgaskrise weitgehend unbescholten. Krüger hat den fälligen Wandel zur Elektromobilität und zur Digitalisierung erkannt und einen Kulturwandel zumindest eingeleitet.
Aber er hat nicht entschieden genug gehandelt. Als Tesla zum Angriff auf die BMW-Kunden ansetzte, kappte Krüger die Investitionen in die Stromautos. Als sich die Konjunktur 2018 abkühlte, setzte er den Rotstift zu spät an.
Jetzt hat BMW den Vorsprung in der Elektromobilität verloren und gleichzeitig ein Ertragsproblem. Und auch der Umbau vom Autohersteller zum Mobilitäts- und Technologiekonzern ist in weiten Teilen noch Stückwerk.
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Der Unmut über diese Versäumnisse zog sich in den letzten Monaten durch die Belegschaft und den Aufsichtsrat. Und noch bevor Krüger seinen Rückzug verkündete, brachten sich seine möglichen Nachfolger in Position. Zwei Kandidaten stehen bereit: Entwicklungschef Klaus Fröhlich und Produktionsvorstand Oliver Zipse.
Zipse gilt als der moderate Kandidat, Fröhlich steht für eine robustere Gangart. Klar ist: Mit ihrem Votum für einen der beiden Kandidaten werden die BMW-Kontrolleure am 18.Juli eine Richtungsentscheidung über die Zukunft des Unternehmens treffen.
Denn über das Tagesgeschäft hinaus stehen wichtige Weichenstellungen an. BMW muss seine Investitionen für den Zeitraum nach 2025 festzurren, wenn der Verbrennungsmotor aus den Städten verschwindet und die Digitalisierung die Mobilität komplett durchdrungen hat. Mit einem Weltmarktanteil von drei Prozent ist man in den großen Zukunftsfragen nicht in der Position die Spielregeln zu bestimmen.
Der Münchener Autokonzern muss jetzt festlegen, auf welche Antriebe man setzt und mit welchen Partnern man zusammenarbeiten will. Wollen die Bayerischen Motorenwerke ihre Batteriezellen weiter in China kaufen oder das Herz des Stromautos doch selber bauen?
Schafft BMW gemeinsam mit Daimler ein überzeugendes Mobilitätsangebot, oder verliert man am Ende seine Kunden an Uber und die Chinesen? Gelingt es den Münchnern, in dieser Welt unabhängig zu bleiben, oder müssen sie am Ende unter ein größeres Dach?
Der Nachfolger von Harald Krüger steht vor schwierigen Entscheidungen.
Mehr: Die Zweifel an der Strategie des BMW-Chefs sind zuletzt weiter gewachsen. Harald Krüger wird sein Amt im Frühjahr 2020 abgeben. Zwei potenzielle Nachfolger stehen schon bereit.
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