Kommentar Bei Tech-Aktien lohnt sich ein zweiter Blick

Die US-Aktienkurse steigen trotz Corona-Pandemie.
Börsen-Altmeister André Kostolany hätte sich beim Blick auf die Ereignisse während des Corona-Shutdowns bestätigt gefühlt: „Wenn alle Spieler auf eine angeblich todsichere Sache spekulieren, geht es fast immer schief“, sagte er einst.
Am weltweit wichtigsten Finanzmarkt, der Wall Street, scheinen die Kleinanleger außer Rand und Band zu sein. Der Kollaps der Aktienkurse im März schreckte die Trader nicht etwa ab. Im Gegenteil: Joe Sixpack und Jane Doe, so das US-Pendant zu Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller, handeln, was das Zeug hält. Bei den Onlinebrokern ist die Zahl der Konten explosionsartig gestiegen.
Besonders begehrt sind Technologieaktien, seit Jahren Highflyer an den Börsen. Doch trübt die Begeisterung für Tech-Werte offenbar den Blick vieler Anleger, wie ein Beispiel aus den USA zeigt. Dort wird eine chinesische Aktie mit dem Namen Fangdd Network Group gehandelt.
Einige Käufer schauten Anfang Juni wohl nur auf die ersten vier Buchstaben „Fang“, griffen zu und trieben den Kurs kurzfristig auf den fünffachen Wert. Das Kürzel „Fang“ steht in der Sprache der Börsianer für die Digitalriesen Facebook, Amazon, Netflix und Google. Die chinesische Firma ist allerdings ein Immobiliendienstleister.
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Die Fangdd-Euphorie erinnert ein wenig an die unregelmäßigen Kursausschläge von Berkshire Hathaway in früheren Zeiten. Analysten konnten sich den Grund zunächst nicht erklären. Dann erkannten sie, dass sich die Aktie des Super-Investors Warren Buffett immer dann bewegte, wenn die US-Schauspielerin Anne Hathaway Schlagzeilen machte.
Angesichts der aktuellen Kursexzesse warnen skeptische Börsianer schon seit Längerem vor dem Platzen einer (Tech-)Aktienblase, ähnlich wie zur Jahrtausendwende. Heute ist etwa die Amazon-Aktie 30-mal so teuer wie noch vor zehn Jahren. Für Tesla unter ihrem umtriebigen Firmenchef Elon Musk müssen Anleger mehr als fünfmal so viel zahlen wie noch vor einem Jahr.
Wieder fällt einem Kostolany ein: „Die sicherste Bremse gegen eine wilde Spekulationswut ist der Verlust.“ Doch der gebürtige Ungar kannte zu seinen Lebzeiten weder die Nullzinswelt noch die exzessiven Stimulierungsprogramme von Notenbanken und Regierungen.
Man braucht keine prophetische Gabe zu besitzen, um vorherzusagen, dass dies die Börsenkurse weiter antreiben wird.
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