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  4. Impfstoff: Beim Impfen zählt jeder Tag - Gesundheitsminister Spahn sollte Druck machen

KommentarBeim Impfen sieht Deutschland jetzt schon alt aus

Während die Corona-Impfungen in vielen Ländern längst laufen, wartet Deutschland auf die Zulassung des Impfstoffs. Minister Spahn gibt sich zerknirscht, doch das reicht nicht.Thomas Sigmund 14.12.2020 - 15:34 Uhr Artikel anhören

Beim Impfen der Bevölkerung hinkt Deutschland schon jetzt hinterher.

Foto: dpa

Großbritannien impft schon. Deutschland geht in den Lockdown. Die Amerikaner inszenieren Impftrucks, die von US-Marshals begleitet werden. Das kann man als Show abtun, aber auch der designierte US-Präsident Joe Biden verspricht in 100 Tagen gegen Corona 100 Millionen Landsleute impfen zu lassen.

In Deutschland sieht es dagegen schlecht aus. Stimmen die Zahlen, dann können bis Ende Januar 2021 nur rund zwei Millionen Menschen geimpft werden, da jeder zwei Impfungen braucht. Bislang ist Jens Spahn einer der politischen Gewinner der Coronakrise. Wann war schon einmal ein Bundesgesundheitsminister unter den Top 3 im Beliebtheitsbarometer des ZDF.

Doch politische Zustimmung ist ein scheues Reh. Jens Spahn muss aufpassen, dass er am Ende nicht zu den politischen Verlierern zählt. Sollte das Impfen nicht klappen, werden sich alle Augen auf den Bundesgesundheitsminister richten.

Noch Anfang November hat Spahn erklärt: „Ich könnte es als deutscher Gesundheitsminister schwer erklären, wenn in anderen Regionen der Welt ein in Deutschland produzierter Impfstoff schneller verimpft würde als in Deutschland selbst.“ Das ist jetzt schon der Fall.

Die Fehlerkette von Spahn droht immer länger zu werden. Schon bei der Beschaffung von Masken und Schutzausrüstung ging vieles schief. Zum Schluss musste Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in die Bresche springen und Förderprogramme auflegen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder spricht gerne vom Schlendrian in der Bevölkerung. Man kann sich nicht ganz sicher sein, ob nicht im Bundesgesundheitsministerium auch ein gewisser Schlendrian herrscht. Am dritten Adventssonntag wandte sich Jens Spahn per Twitter öffentlich an die europäische Zulassungsstelle, er werde jetzt Druck machen. Da scheint offenbar durch, dass das bislang nicht der Fall war.

Nach dem glimpflichen Corona-Sommer lag er auch mit der Prognose daneben, mit dem heutigen Wissen würden Läden und Friseure nicht mehr dichtmachen. Jetzt fährt ganz Deutschland runter und einige blicken schon neidisch zu den Briten und Amerikanern.  

Jens Spahn macht nicht genug Druck

Es droht ein Teufelskreis. Schon wird kommunikativ vorbereitet, dass der Lockdown über den 10. Januar hinaus verlängert wird. Gleichzeitig sinkt die Hoffnung, dass genug Deutsche bis Herbst 2021 geimpft sind. Einerseits muss man die Menschen motivieren, dass sie sich impfen lassen. Andererseits sollen sie den Lockdown durchhalten.

Sollten Großbritannien und die USA mit der jetzt schon begonnenen Impfstrategie erfolgreich sein, werden die Vorwürfe an die Bundesregierung nicht lange auf sich warten. Das Argument, der Impfstoff solle sicher sein, zieht natürlich nur bedingt. Der Impfstoff wird doch nicht verändert werden und es ist kaum vorstellbar, dass die europäische Behörde die Zulassung verweigert.

Spahn wird sich fragen lassen müssen, ob er wirklich genügend Druck gemacht hat. Sich jetzt hinter kleineren EU-Staaten zu verstecken, die man angeblich nicht verprellen will, erscheint als hilfloser Versuch, die eigene Untätigkeit zu kaschieren.

Beim Lockdown heißt es zu Recht, es käme auf jeden Tag an. Die Bürger werden täglich ermahnt, die Menschenleben im Blick zu haben. Beim Impfen gilt das noch viel mehr. Jeder Tag zählt hier. Vor diesem Hintergrund wirkt der Zulassungstermin am 29. Dezember willkürlich.

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Spahn sollte sich in den nächsten Wochen und Monaten ausschließlich um das Impfen und die Gesundheitspolitik kümmern. Seine parteipolitischen Ambitionen sollten zurückstehen, auch wenn Mitte Januar der digitale CDU-Parteitag stattfindet und er im Duo mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet gegen Friedrich Merz oder Norbert Röttgen gewinnen will.

Mehr: Gemeinsam bestellen, getrennt impfen - das sind Europas Pläne für die Impfung

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