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Kommentar Berlin sucht China-Alternativen – verprellt aber ohne Not mögliche Partner

Südostasien-Woche im Kanzleramt: Olaf Scholz hofft auf neue Bündnisse, um Deutschland aus der China-Abhängigkeit zu befreien. Doch vor allem die rigide europäische Visumspolitik ist ein großes Hindernis.Mathias Peer 12.03.2024 - 18:15 Uhr
Zuletzt war der philippinische Präsident Ferdinand Marcos jr. zu Besuch. Foto: Getty Images

Thailands Regierungschef Srettha Thavisin reist mit einem nachvollziehbaren Wunsch nach Berlin. Er möchte, dass die Bürger seines Landes bei Reisen nach Deutschland nicht schlechter behandelt werden als Deutsche, die Urlaub in Thailand machen.

Diese Ungleichbehandlung ist aber Realität: Europäer, die sich auf thailändischen Inseln erholen wollen, müssen am Flughafen nur kurz ihren Pass vorzeigen. Thailänder werden hingegen – wie fast alle Einwohner Südostasiens – mit einem wochenlangen, strapaziösen Visumsverfahren und fragwürdigen Anforderungen konfrontiert, bevor sie auch nur einen Fuß in den Schengen-Raum setzen dürfen.

Srettha, der von Kanzler Olaf Scholz am Mittwoch mit militärischen Ehren empfangen wird, hat sich zum Ziel gesetzt, Visumserleichterungen für seine Landsleute in der EU durchzusetzen – und hofft dabei auf Deutschlands Unterstützung. Scholz wäre gut beraten, ihm diese zu geben.

Der Kanzler bemüht sich schließlich gerade darum, die Beziehungen zu Südostasien als Chinaalternative zu stärken, und hatte diese Woche dafür auch die Staats- und Regierungschefs von Malaysia und den Philippinen zu Gast. Eine Visumsbefreiung für die aufstrebenden Volkswirtschaften der Region bei Geschäfts- und Urlaubsreisen wäre ein deutliches Signal, dass es Scholz mit der Suche nach neuen Partnern ernst meint.

Im Gegensatz zu Europa öffnet sich China für Reisende aus Südostasien

Bisher genießen unter den südostasiatischen Staaten nur Singapur und Malaysia dieses Privileg. Eine Ausweitung auf Länder wie Thailand, die Philippinen und Indonesien würde an die Bevölkerung die klare Botschaft senden, dass Europa Beziehungen auf Augenhöhe sucht – und eine Partnerschaft nicht nur den Eliten nutzt.

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Von einer Willkommenskultur für Touristen und Geschäftsleute aus Südostasien ist die EU aber weit entfernt: Wer in Bangkok über die deutsche Auslandsvertretung ein Visum für einen kurzen Städtetrip nach Berlin beantragt, muss den Behörden erst einen unangenehm tiefen Einblick in sein Leben gewähren: Kontoauszüge der letzten drei Monate müssen vorgelegt werden, eine Bescheinigung über das Monatsgehalt, die Funktion im Unternehmen und die Zahl der Urlaubstage sowie idealerweise auch noch ein Nachweis von Immobilieneigentum. Es wundert einen, dass bei solchen Anforderungen überhaupt noch jemand nach Deutschland will.

Die Regierung in Peking macht es anders. Sie hat visumsfreie Einreisen zuletzt deutlich ausgeweitet, unter anderem auf südostasiatische Staaten wie Thailand und Malaysia. Europa muss sich ebenfalls öffnen, um auch künftig noch als attraktiver Partner wahrgenommen zu werden. Denn wenn sich die fast 700 Millionen Einwohner Südostasiens von China eingeladen, aber von Europa ausgesperrt fühlen, dann dürfte bald klar sein, auf wessen Seite sich die Region in Zukunft schlagen wird.

Mehr: Deutschland sucht wieder die Nähe zu Thailand

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