Kommentar Boeing muss die Interessen der Investoren hinten anstellen

Die schwere Krise, in die der US-Luftfahrtkonzern gerutscht ist, ist auch eine Folge der Konzentration auf die Aktionärsinteressen.
Das Desaster um die 737, die Fertigungsprobleme in einer der Dreamliner-Fabriken, Verzögerungen bei der 777-X, die drängende Frage, ob man einen neuen Langstreckenjet baut – Boeing-Chef Dennis Muilenburg kann sich über einen Mangel an Baustellen nicht beklagen. Jetzt gilt es, klare Prioritäten zu setzen.
Eine davon sollte lauten: Das Aktionärsinteresse muss vorerst in den Hintergrund rücken. Gewinn je Aktie, freier Cashflow – diese Kennzahlen sind erst einmal Nebensache. Die wichtigste Steuerungsgröße lautet: Zukunftssicherung.
Für Muilenburg und das gesamte Führungsteam dürfte allein das schon eine gewaltige Aufgabe sein. Boeing ist ein typischer US-Konzern, der es wie viele andere in den Staaten auch perfekt versteht, all jene Daten zu optimieren, die den Investoren so gut gefallen. Die schwere Krise, in die der US-Luftfahrtkonzern nun gerutscht ist, ist auch eine Folge dieser – zuweilen übertriebenen – Konzentration auf die Aktionärsinteressen.
Nun aber geht es darum, die Baustellen sukzessive abzubauen. Dabei müssen zwei Themen absolute Chefsache sein: die 737 und der geplante neue Langstreckenjet, die sogenannte 797. Bei der 737 ist Transparenz gefragt. Immer neue Andeutungen, dass der Jet vielleicht doch schon im Herbst abheben könnte, helfen nicht weiter. Ehrlichkeit und eine eher konservative Planung ist besser – und sollte auch im Sinn der Airlines sein.
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Bei der 797 wiederum ist Mut gefragt. Sicher hat das Beispiel A380 gezeigt, dass man mit einer neuen Flugzeugidee danebenliegen kann. Aber die 797 ist ein flexibler Jet, auf vielen Strecken einsetzbar. Zudem gibt es Interesse von großen und potenten Kunden. Boeing sollte deshalb gerade jetzt grünes Licht geben.
Es wäre nicht nur ein Signal, dass man in die Zukunft investiert. Boeing würde auch unter Beweis stellen, dass man aus dem 737-Debakel gelernt hat. Einen alten Jet immer wieder zu modernisieren, funktioniert auf Dauer nicht. Die Luftfahrt braucht Innovationen.
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