Kommentar Börsenambitionen von About You und Mister Spex zeigen, dass gradliniges Vorgehen sich für Start-ups auszahlt

Das als Online-Versender gestartete Unternehmen macht dem Platzhirsch Fielmann Konkurrenz.
Der Gebrauchtwagenplattform Auto1 ist der Börsengang bereits im Februar gelungen. Aktuell mehren sich die Anzeichen, dass der Modeversender About You und der Onlineoptiker Mister Spex bald folgen.
Ein solcher IPO ist die Krönung einer Start-up-Laufbahn. Er belegt in der Regel, dass ein eigenständiges Geschäftsmodell entstanden ist. Über die Börse ist der Zugang zu weiterem Wachstumskapital auf breiter Basis möglich.
Die aktuellen Beispiele zeigen, was Erfolg bringt: die gradlinige Umsetzung eines Konzepts. Am Kern ihrer Geschäftsmodelle haben die drei Unternehmen in den Aufbaujahren festgehalten. Und alle drei sind noch mit einigen ihrer Gründer verbunden.
About-You-Gründer Tarek Müller bindet wie am ersten Tag Kunden über Shoppingvorschläge und -inhalte an seinen Shop. Mister-Spex-Gründer Dirk Graber besteht weiterhin darauf, dass Brillenkauf per Internet nicht schlechter ist als beim Optikermeister. Und Auto1-Erfinder Hakan Koc steht auch als Aufsichtsrat dafür, dass das Unternehmen datengestützt jeden Gebrauchtwagen bewerten kann.
Stringenz führt also bei vielen Start-ups zum Erfolg. Es zahlt sich aus, wenn das Risikokapital konsequent in ein Modell fließt – sonst geht viel Geld auf Irrwegen verloren. Das spricht gegen das viel beschworene Prinzip „Versuch und Irrtum“. Offenbar lohnt es sich, ein Geschäftsmodell von Beginn an sauber aufzusetzen.
Dabei half, dass die Modelle zu ihrer Zeit zwar Vorreiter in Deutschland, die Ideen dahinter aber bereits international erprobt waren. About You konnte den Trend zu Personalisierung und Influencern von Beginn an nutzen, den sich Zalando erst erschließen musste. Mister Spex griff als Onlineversender den einstigen Nulltarif-Rebellen Fielmann an. Auto1 hat Vorbilder in den USA.

Der Mitgründer von Auto1 bleibt dem Unternehmen als Aufsichtsrat verbunden.
Das senkte das Risiko von Fehlschlägen. Es war keine Wende vonnöten, lediglich Anpassungen im Laufe der Zeit mussten vorgenommen werden. Der Onlineoptiker betreibt nun Filialen, About You bietet breitere Sortimente, Auto1 verstärkt das Endkundengeschäft.
Damit zollen sie auch dem Schritt Richtung Börse Tribut: Alle drei haben Wachstumsstorys geschaffen und geben so einen Ausblick auf eine langfristig eigenständige Zukunft. Denn mit dem Börsengang werden die Start-ups erwachsen. Die Exit-Alternative, bei der ein etablierter Konkurrent die Angreifer für viel Geld aufkauft, ist damit vom Tisch.
Daher müssen sie das Geld aus dem Börsengang nutzen, um profitabel zu werden. Auch hier hilft die Stringenz: Sie vermittelt den Anlegern Vertrauen, dass die Gründer wissen, was sie tun – und wie sie darauf eines Tages Dividenden erwirtschaften können.
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