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KommentarBund und Länder haben bei den Corona-Maßnahmen einen Tunnelblick

Die Politik sollte sich ein differenziertes Bild von Infektionsgeschehen und Bedrohungslage machen. Denn seit dem Frühjahr haben Experten viel über das Virus gelernt.Gregor Waschinski 27.08.2020 - 20:40 Uhr

Erneut rücken Bund und Länder eine Kennziffer besonders in den Vordergrund, um die Gefahr der Situation zu verdeutlichen – die täglichen Neuinfektionen.
Foto: Steffen Kugler/Bundesregierung/dpa

Foto: dpa

Das Ritual wiederholt sich: Wie im Frühjahr wartete die Republik gespannt auf die Beschlüsse von Kanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten zu neuen Corona-Maßnahmen. Der vom Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldete Anstieg der Neuinfektionen suggeriert dringenden Handlungsbedarf.

Verglichen mit den Alltagsbeschränkungen vom Frühjahr sind die Beschlüsse weich, es geht um Geldbußen für Maskenverweigerer und Verbote von Großveranstaltungen. Doch das Problem ist: Die Politik greift im Kern auf ihren Ansatz vom Beginn der Pandemie zurück, obwohl mittlerweile viel mehr über das Virus bekannt ist.

Ein differenzierter Blick auf Sars-CoV-2 und die Lungenkrankheit Covid-19 fällt in der Debatte offenbar weiterhin schwer. Und die Versuchung, im Herbst wieder den Holzhammer auszupacken, könnte groß sein.

Erneut rücken Bund und Länder eine Kennziffer besonders in den Vordergrund, um die Gefahr der Situation zu verdeutlichen. Aktuell handelt es sich um die täglichen Neuinfektionen. Früher waren es auch schon mal die Verdopplungszeit der Fallzahlen oder der R-Wert, der angibt, wie viele Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt.

Im Beschluss steht: Niedrige Infektionszahlen seien die Voraussetzung dafür, dass die Ausbreitung kontrollierbar bleibe und das Gesundheitswesen nicht überlastet werde. Immerhin wird darauf verwiesen, dass das Ausbruchsgeschehen regional sehr unterschiedlich sein kann. Wesentliche Veränderungen in der Datenlage im Vergleich zu den Frühjahrsmonaten scheinen aber keine Rolle zu spielen.

Zügel nicht zu früh anziehen

Der Anstieg bei den entdeckten Infektionen ist zumindest teilweise auf die deutliche Ausweitung der Coronatests zurückzuführen. Bei der Gefahrenanalyse sollten außerdem weniger die nackten Infektionszahlen ausschlaggebend sein, sondern der Anteil schwerer und tödlicher Verläufe. Die Hospitalisierungsrate ist seit Wochen rückläufig, die Sterbezahlen sehr niedrig. Obwohl die gemeldeten Neuinfektionen nun schon seit einiger Zeit wieder steigen.

Eine Erklärung ist, dass die medizinische Behandlung von Covid-19 nach den Erfahrungen der vergangenen Monate selbst ohne Impfstoff und Therapie besser gelingt. Ferner werden immer mehr jüngere Menschen positiv auf das Virus getestet, bei denen schwere Verläufe anders als bei Senioren die große Ausnahme sind. Der Schutz von gefährdeten Gruppen scheint zu funktionieren.

Die neuen Erkenntnisse ändern am Risikonarrativ bislang wenig. Die bloße Vermutung, die schweren Verläufe könnten im Herbst oder Winter wieder zunehmen, rechtfertigt aber kein verfrühtes Anziehen der Zügel.

Mehr: Das neuartige Coronavirus ist gefährlicher als die Grippe. Bei Immunität, Fallzahlen oder der Rolle von Kindern sind verlässliche Aussagen dagegen schwierig.

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