Kommentar China muss bei den Krediten für Unternehmen umsichtig bleiben

Seit 2018 hat Peking den Mindestreservesatz schon achtmal gesenkt.
Die Ankündigung der chinesischen Zentralbank, den Geldhäusern des Landes einen größeren Liquiditätsspielraum zu verschaffen, hat zu einem Hoch an der Börse geführt. China, so scheint es, meint es ernst mit der Ankündigung, Privatunternehmen unter die Arme zu greifen. Sie sollen 2020 zur treibenden Kraft des Wirtschaftswachstums in China werden.
Am Montag werden daher die Mindestreserven gesenkt – das Minimum an Liquidität, das Banken bei der Zentralbank festlegen müssen und damit nicht für Kredite an Unternehmen nutzen können.
Doch dieser Schritt ist mit Vorsicht zu genießen. Denn eine zu lockere Geldpolitik bringt Risiken mit sich. Deshalb muss Peking Umsicht walten lassen.
Grundsätzlich ist es gut, dass den kleinen und mittelgroßen Firmen mehr Freiraum gegeben und ihnen der Zugang zu Krediten erleichtert wird. Denn sie hatten zuletzt besonders stark unter der schon seit drei Jahren andauernden Kampagne gegen Risiken im Finanzsystem gelitten: Vorbei sind die Zeiten, als man noch Geld von Schattenbanken leihen musste, weil die großen, renommierten Geldinstitute nur Kredite an Staatsunternehmen ausstellten.
Seit 2018 hat Peking den Mindestreservesatz schon achtmal gesenkt – trotzdem wurden nicht mehr Kredite vergeben. Denn viele Unternehmen können ihre Kredite nicht mehr bedienen. Auch die Ausfallquote bei Anleiherückzahlungen erreichte vergangenes Jahr Rekordwerte. Und dieses Jahr, so befürchten Ratingagenturen, setzt sich dieser Trend fort. Der Widerwille vieler Banken, Privatunternehmen Kredite zu gewähren, hat daher seine Gründe.
Jetzt muss Peking vor allem darauf achten, dass die Kredite nicht an Firmen gehen, die sich von einer Zahlungsunfähigkeit zur nächsten hangeln, sondern an dynamische Unternehmer, die mit ihren Investitionen nachhaltige Renditen erzielen. Ob Peking das gelingt, wird über die langfristige Entwicklung an der Börse entscheiden. Letztlich liegt es auch an der Finanzaufsicht, ob sich der Aufwärtstrend fortsetzt.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.