Kommentar Commerzbank-Strategie: Der Worte sind genug gewechselt

Die Großbank muss erneut ihren Vorstand umbauen.
Frankfurt Die Commerzbank hat zwei ihrer drängendsten Probleme gelöst. Schade nur, dass es noch so viele weitere gibt, die auf Vorstandschef Manfred Knof und seinen Chefkontrolleur Helmut Gottschalk warten.
Bei der Aufsichtsratssitzung an diesem Mittwoch präsentierte Gottschalk zwei neue Vorstände. Ex-Roland-Berger-Berater Jörg Oliveri del Castillo-Schulz soll IT-Vorstand Jörg Hessenmüller ersetzen, und Thomas Schaufler soll von der österreichischen Bank Erste Group als neuer Privatkundenchef nach Frankfurt wechseln.
Für das muntere Ringelreihe im Topmanagement gibt es gute Gründe: Wenn Hessenmüller bei einem Großprojekt seiner Verantwortung tatsächlich nicht gerecht geworden ist, dann ist eine Trennung tatsächlich unausweichlich. Das Argument, dass sich Personalchefin Sabine Schmittroth angesichts des Abbaus von 10.000 Stellen auf ihre Aufgaben als Arbeitsdirektorin konzentrieren soll und nicht parallel noch das Amt der Privatkundenvorständin ausfüllen kann, ist ebenfalls nachvollziehbar.
Das ändert aber nichts daran, dass die Commerzbank nach drei abrupten Wechseln im Vorstand 2020 und einer Rücktrittswelle im Aufsichtsrat Anfang dieses Jahres jetzt endlich Ruhe in der Führungsriege braucht, um sich voll auf die harte Sanierungsarbeit konzentrieren zu können.
Führungskräfte von außen wie die beiden Neuvorstände bringen zwar immer einen frischen Blick mit – das ist für jedes Unternehmen wertvoll. Aber sie müssen sich auch erst einmal einarbeiten, und das kostet wertvolle Zeit.
Konzernstrategie darf nicht vernachlässigt werden
Das Beispiel Deutsche Bank hat klar gezeigt, dass es gar nicht so schwierig ist, eine plausible neue Strategie für eine ins Schlingern geratene Großbank zu entwickeln, dass es aber extrem schwierig ist, diese Strategie auch umzusetzen. Nach schier endlosen Irrungen und Wirrungen ist es erst dem Deutsche-Bank-Veteranen Christian Sewing gelungen, sich gegen die Beharrungskräfte einer großen (und in der Vergangenheit ziemlich verwöhnten) Organisation durchzusetzen.
Ende September wollen sich Vorstand und Aufsichtsrat der Commerzbank noch einmal zusammensetzen, um die Strategie nachzuschärfen. Spätestens dann muss aber Schluss mit den Diskussionen sein, dann muss es heißen: Umsetzung, Umsetzung, Umsetzung. Weitere Personalquerelen im Topmanagement kann sich die Bank schlicht nicht leisten.
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