Kommentar – Contra: EZB-Chefin Schnabel? Den Härtetest hat sie nicht bestanden


Isabel Schnabel wäre keine gute EZB-Chefin. Als es darauf ankam zu zeigen, ob sie das Zeug dazu hat, hat sie als Mitglied des EZB-Direktoriums nicht geliefert – das gilt allerdings auch für die gesamte Europäische Zentralbank.
In der entscheidenden Phase 2021, als die Inflation in der Coronapandemie zulegte, erklärte Schnabel zunächst beharrlich, es handele sich lediglich um ein vorübergehendes Phänomen, verursacht durch temporäre Faktoren. Von breiten Zweitrundeneffekten – Forderungen nach Lohnerhöhungen etwa, die wiederum die Inflation verstärken – wollte sie nichts wissen, erst recht nicht von der Notwendigkeit, energisch gegenzusteuern.
» Lesen Sie auch: „Ich stünde bereit“ – Schnabel zeigt sich offen für den Chefposten der EZB
Aber die Hauptaufgabe der EZB ist eben die Gewährleistung der Preisstabilität im Euro-Raum mit dem Ziel, die Inflation auf mittlere Sicht bei zwei Prozent zu halten.
Das Ergebnis der damaligen Passivität erleben wir bis heute: Die Preise in den Supermärkten blieben hoch, viele Menschen in Deutschland leiden weiterhin unter spürbar steigenden Lebenshaltungskosten. Die Wirtschaft rutschte – auch wegen verunsicherter Verbraucher – inzwischen ins dritte Rezessionsjahr.
Selbst international lassen sich Parallelen ziehen: In den USA verlor die Biden-Administration viel Vertrauen, weil sie die Inflation lange nicht ernst genug nahm. Das nützte Donald Trump. Und in Deutschland war das Gefühl „Alles wird teurer“ eine politische Steilvorlage für die AfD.
Was treibt Schnabel an?
Die EZB ist nicht für die Inflation in den USA zuständig und auch nicht für den Aufstieg der AfD verantwortlich. Aber der Preisdruck in Europa war Schnabels Nagelprobe – und sie hat sie nicht bestanden. Dass sie inzwischen ihre Rhetorik im Kampf gegen die Wirtschaftskrise geändert hat, wirkt mehr wie ein Ausdruck persönlicher Karriereambitionen als eine echte Neubewertung der Lage.
In Berlin fragt man sich inzwischen, ob Schnabel im Präsidentinnenamt zu einer zu lockeren Geldpolitik zurückkehren würde. Verwunderlich ist außerdem, wie offen sie ihre Bewerbung für die Lagarde-Nachfolge per Interview kommuniziert. Viele deuten das als Zeichen dafür, dass ihre Chancen begrenzt sind.






Deutlich professioneller agiert Bundesbankpräsident Joachim Nagel. Auf die Frage, ob er sich das Amt vorstellen könne, verweist er diplomatisch auf die Qualifikation aller Notenbankchefs. Wer sich nicht festlegen will, macht es genauso und arbeitet im Hintergrund an Mehrheiten. Schnabel könnte davon einiges lernen.
Es wird spekuliert, was sie eigentlich antreibt: Will sie Europa stabiler machen – oder vor allem ihre eigene Karriere? Angesichts ihrer Vorgeschichte wäre ein solches Experiment an der Spitze der EZB riskant.
Mehr: Neue Köpfe im EZB-Rat – Wichtige Wechsel stehen noch bevor







