Kommentar Daimler fährt mit Chinesen als Großaktionär nicht schlecht

Nach vier Gewinnwarnungen binnen 13 Monaten hat Daimler jede Menge Vertrauen verspielt.
Die Stimmung am Kapitalmarkt gegenüber Daimler ist seit Monaten toxisch. Analysten und Investoren zeigen sich sprachlos darüber, wie der Stuttgarter Dax-Konzern externe und hausgemachte Probleme erläutert. Die Prognosekultur des Mercedes-Herstellers ist vornehm ausgedrückt verbesserungswürdig.
Nach vier Gewinnwarnungen binnen 13 Monaten hat Daimler jede Menge Vertrauen verspielt. Kaum ein Börsianer hält die Vorhersagen des Managements noch für glaubwürdig.
Das ist ein nicht zu unterschätzendes Problem. Mit einer Marktkapitalisierung von kaum mehr als 50 Milliarden Euro wurde Daimler zuletzt ähnlich schlecht an der Börse bewertet wie in der Endphase mit Chrysler – einem der dunkelsten Kapitel der Konzerngeschichte. Die Gefahr, dass ein aktivistischer Investor bei dem Mercedes-Hersteller einsteigt, war durch den dümpelnden Aktienkurs und einen stetigen Fluss an negativen Nachrichten absolut gegeben.
Dass sich der chinesische Kooperationspartner BAIC nun fünf Prozent der Anteile an Daimler sichert und zum drittgrößten Aktionär aufsteigt, kann sich in Anbetracht dieser Gemengelage für das Management um Konzernchef Ola Källenius als Glücksfall erweisen.
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Die Schwaben kennen den staatlichen Pekinger Autohersteller bestens, arbeiten seit mehr als einem Jahrzehnt mit ihm zusammen. Aktivisten, die Daimler als potenzielles Ziel einer Attacke auf dem Zettel hatten, dürfte das Engagement von BAIC zudem abschrecken.
Die Sorge über einen Ausverkauf, die in Politik und Gesellschaft gerne vorgetragen wird, sobald Chinesen bei einem deutschen Industriejuwel einsteigen, ist bei Daimler zunächst unbegründet. Zwar halten die beiden fernöstlichen Aktionäre BAIC und der Geely-Gründer Li Shufu zusammengerechnet fast 15 Prozent der Anteile.
Aber dass die beiden sich tatsächlich verbünden, um Daimler ihre Interessen aufzuzwingen, ist eher unwahrscheinlich. BAIC und Geely sind Konkurrenten, die mehrt trennt als eint.
Mehr: Nach dem Geely-Gründer Li Shufu steigt auch der Pekinger Konzern BAIC bei Daimler ein. Fast 15 Prozent der Anteile sind damit in chinesischer Hand.
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