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Kommentar Das Coronavirus zeigt die Mängel in Chinas Krisenmanagement

Die Regierung in Peking hat zu spät auf das Virus reagiert. Sowohl das politische als auch das Gesundheitssystem offenbaren nun ihre Schwächen.
14.02.2020 - 10:53 Uhr 1 Kommentar
Die chinesische Regierung muss sich Kritik an ihrem Vorgehen gefallen lassen. Quelle: Reuters
Patientenzimmer in Wuhan

Die chinesische Regierung muss sich Kritik an ihrem Vorgehen gefallen lassen.

(Foto: Reuters)

Mehr als 1300 Menschen sind bereits an dem neuen Coronavirus gestorben, mehr als 60.000 haben sich infiziert. Und das ist wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs. Experten vermuten, dass die Dunkelziffer der Infizierten viel höher sein könnte.
Es hätte nicht so weit kommen müssen.

Das bisherige Krisenmanagement durch die chinesische Zentralregierung und die vielen Provinzregierungen ist mangelhaft. Das gibt die Führung um Staats- und Parteichef Xi Jinping inzwischen sogar selbst zu. Führende Verantwortliche in der besonders betroffenen zentralchinesischen Provinz Hubei und dem Epizentrum Wuhan wurden in dieser Woche abgesetzt, weil sie die Situation wochenlang nicht in den Griff bekamen.

Noch immer dringen Geschichten aus der abgeriegelten Stadt Wuhan nach draußen, die zeigen, wie katastrophal das Krisenmanagement vor allem dort ist, wo die Situation am schwierigsten ist. Menschen, die schwer krank von Krankenhäusern abgewiesen werden, weil diese keine Kapazitäten haben. Fiebernde Patienten, die neben Leichensäcken in Krankenhausfluren verzweifelt darauf warten, dass ihnen jemand hilft.

Es sind schlimme Bilder, die auch durch zwei innerhalb von wenigen Tagen neu gebaute Krankenhäuser nichts an Eindringlichkeit verlieren. Für diese Zustände sind nicht nur die Provinzfürsten verantwortlich. Auch Peking muss sich vorwerfen, zu spät reagiert zu haben.

In China hat sich nach der Krise durch die Lungenkrankheit Sars in den Jahren 2002 bis 2003, an der fast 800 Menschen gestorben sind, vieles verbessert, das ist keine Frage. Die Gesundheitsversorgung im Land ist inzwischen besser als damals. Auch wurde die Krise diesmal schneller erkannt. Bei Sars hatte es noch einige Monate gedauert, bis sich die Regierung eingestand, dass es ein Problem gibt. Nun dauerte es mehrere Wochen. Das ist ein Fortschritt, keine Frage. Aber es ist immer noch ein viel zu langer Zeitraum.

Auch die Maßnahmen, die dann ergriffen wurden, um das Virus einzudämmen, waren alles andere als optimal. Es war sicher richtig, die Neujahrsferien zu verlängern und große Menschenansammlungen zunächst zu untersagen. Doch die Maßnahmen kamen zu spät – Millionen Menschen hatten Wuhan bereits verlassen – und waren nicht zielgerichtet genug. So wurden zum Beispiel die Anreise von medizinischem Personal und die Lieferung notwendigen Schutzmaterials behindert.

Die Krise hat gezeigt, dass das politische System voller Druck und Angst, das Xi in seiner Amtszeit geschaffen hat, ein großes Problem ist – nicht nur für China, sondern für die ganze Welt. Niemand will in diesem System derjenige sein, der der Parteiführung schlechte Nachrichten überbringt.

Mangelhafte allgemeinmedizinische Versorgung

Und so wurde der mutige Arzt Li Wenliang, der bereits im Dezember vor dem Virus gewarnt hatte, zunächst von lokalen Parteikadern bestraft und mundtot gemacht. Wertvolle Tage verstrichen, ohne dass irgendetwas getan wurde, um die weitere Verbreitung des Virus zu verhindern. Li starb am Ende selbst an dem Krankheitserreger, weil ihm zu lange nicht geholfen wurde.

Ein weiteres Problem sind die Daten, die zu den Infizierten und den Todesopfern veröffentlicht werden. Sie sind entscheidend für Experten, um zu erkennen, wie sich das Virus verbreitet und wie es im menschlichen Körper arbeitet. Doch kann man den Daten aus China vertrauen? Es wäre nicht das erste Mal, dass die Kommunistische Partei Zahlen frisiert, um die Deutungshoheit zu behalten.

Ein Kernproblem ist aber auch das mangelhafte Gesundheitssystem in der Volksrepublik. China gibt viel zu wenig für den Aufbau seines Gesundheitssystems aus: rund fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts. In Deutschland sind es elf Prozent, in den USA sogar rund 17 Prozent. Es gibt viel zu wenig medizinisches Personal für die 1,4 Milliarden Menschen, die in China leben. Ärzte und Krankenpfleger sind zu schlecht ausgebildet. So erkennen sie Viruserkrankungen schlechter, ihr Wissen reicht nicht immer aus, um sich selbst vor einer Ansteckung zu schützen.

Coronavirus: „Die aktuelle Zahl der Infizierten könnte nur die Spitze des Eisbergs sein“

Wer kann, der wird Facharzt, weil diese besser verdienen. Dabei sind gerade Allgemeinärzte sehr wichtig für die Erkennung neuer Viren. Vor allem auf dem Land ist die Versorgung vielerorts mangelhaft. Wer erst viele Kilometer fahren muss, um in das nächste Krankenhaus zu gelangen, steckt auf dem Weg dorthin viele Menschen an.

Die Coronavirus-Krise zeigt, wie verwundbar die globalisierte Welt ist. Menschen stecken sich mit einem Krankheitserreger an, der Tausende Kilometer von ihnen entfernt seinen Ursprung hat. Das Virus gefährdet Lieferketten und lässt die globale Wirtschaft leiden. Der chinesischen Regierung kommt eine Schlüsselrolle für die Gesundheit der 1,4 Milliarden Menschen in China und für die Gesundheit der ganzen Welt zu. Die Welt muss darauf drängen, dass die chinesische Regierung aus ihren Fehlern lernt.

Mehr: Auch Chinas Zentralbank kämpft gegen das Coronavirus.

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1 Kommentar zu "Kommentar: Das Coronavirus zeigt die Mängel in Chinas Krisenmanagement"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Stimmt doch gar nicht!

    Alsbald die ersten Ärzte von einem neuen Virus berichteten, wurden diese eingeschüchtert und zum Schweigen gebracht. Dann wurde einfach dreist gelogen und die Bevölkerung in Unwissenheit belassen. Das (Schweine-) System hat also hervorragend funktioniert!

    Was haben Sie von diesen Leuten erwartet? Seuchen kann man mit Ideologien nicht eindämmen.
    Transparenz und ehrliche Antworten sind mit diesem System nicht vereinbar!
    So langsam sollte das jeder begriffen haben.

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