Kommentar Das Elend der deutschen Banken ist hausgemacht

Wer zu hoch hinauswill, verliert leicht die Bodenhaftung.
Die Commerzbank hat gerade Stress mit ihrem Großinvestor Cerberus, der mehr Einfluss und eine neue Strategie fordert. Die Deutsche Bank punktet mit der Aussage, der Höhepunkt der Risikovorsorge sei im zweiten Quartal zu erwarten. Aber andere Banken haben viel mehr zur Seite gelegt, um künftige Kreditausfälle wegen der Corona-Pandemie abfedern zu können.
Deutschland hat nur noch diese zwei Großbanken, und beide sind nicht wirklich groß. Was ist nur los mit der deutschen Finanzbranche?
Vielleicht haben die größeren deutschen Geldhäuser, darunter auch einige Landesbanken, immer das Falsche gewollt. Deutschland hat eine extrem starke Wirtschaft, aber einen unbedeutenden Kapitalmarkt. Finanziert wird hier über Bankbilanzen und innerhalb von Familien, die den berühmten deutschen Mittelstand bilden. In ganz Europa gilt Ähnliches, mit gewissen Ausnahmen in Großbritannien und der Schweiz: Die Banken finanzieren im Wesentlichen das Wachstum, Kapitalmärkte spielen die zweite Geige.
Trotzdem haben deutsche Geldhäuser, allen voran die Deutsche Bank, immer davon geträumt, im großen Kapitalmarktgeschäft auf Augenhöhe mitspielen zu können – mit den Amerikanern, Briten und Schweizern. Aber wer dieses Spiel ohne starke Heimat- und Kundenbasis eingeht, muss mehr Risiken nehmen, um ab und zu auch einen Stich zu bekommen. Und aus der Nummer – zu hohe Risiken ohne entsprechende Vergütung – kommt man nicht so einfach wieder raus.
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Deutsche Großbanken hätten ihre Stärke ganz anders ausspielen können: Durch besonders moderne Technik, besonders zielgerichtete Produkte mit entsprechendem Marketing. Wenn so etwas zu Hause funktioniert, lässt es sich später in andere Länder übertragen. Ausländische Banken wie Santander, ING oder BNP sind auf diese Weise in den deutschen Markt eingestiegen, obwohl der schon gut besetzt, wahrscheinlich sogar überbesetzt ist.
Die deutschen Versicherer, allen voran die Allianz, sind auch diesen Weg gegangen: auf Deutschland konzentrieren und von da aus in andere Länder gehen, und sei es durch Übernahmen. Aber wer Weltbürger sein will, ohne zu Hause wirklich zu Hause zu sein, der bleibt ewiger Außenseiter.
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