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Kommentar Das schwere Erbe von Warren Buffett

Der Berkshire-Chef ist einzigartig in Corporate America. Das macht seinen Erfolg aus und wird gleichzeitig zur Last für seinen designierten Nachfolger.
04.05.2021 - 02:50 Uhr Kommentieren
In diesem Jahr fliegt Buffett zu seinem Geschäftspartner Charles Munger nach Los Angeles, um das Online-Event dort aufzunehmen. Quelle: Reuters
Warren Buffett

In diesem Jahr fliegt Buffett zu seinem Geschäftspartner Charles Munger nach Los Angeles, um das Online-Event dort aufzunehmen.

(Foto: Reuters)

Warren Buffett ist ein Mann der Rekorde. Mit 90 Jahren ist er der älteste CEO eines großen börsennotierten Unternehmens. Die Aktie seines Konzerns Berkshire Hathaway ist mit 420.000 Dollar die teuerste der USA. Er führt den Konzern seit 56 Jahren – so lange hat es kein anderer an der Spitze eines Unternehmens ausgehalten.

Seine Aktionäre lieben ihn dafür. Doch obwohl das Thema Nachfolge seit Jahren diskutiert wird, wird es mit jedem Jahr schwieriger, Buffett zu ersetzen. Greg Abel soll ihm eines Tages als CEO folgen, wie Buffett am Montag mitteilte. Damit bestätigt, was sich bereits abgezeichnet hat. Buffett setzt bei seiner Nachfolge auf einen erfahrenen Berkshire-Manager, der den Konzern und dessen Firmenkultur bestens kennt und den er in der Lage sieht, diese zu bewahren. Doch damit wird auch klar, vor welchen Herausforderungen Abel stehen wird, von denen drei besonders herausstechen.

Da wäre, erstens, die Bindung an die Aktionäre. Buffett hatte sich schon in den 80er Jahren zum Ziel gesetzt, „Qualitätsaktionäre“ anzulocken. Das sind Privatanleger, die große Teile ihres Vermögens in Berkshire stecken und für eine lange Zeit investiert bleiben. Zu ihnen verspürt er eine besondere Seelenverwandtschaft, wie er in seinem Brief an die Aktionäre im Februar schrieb.

Buffett hat viel Zeit investiert, um diese Bindung aufzubauen. Sein viel beachteter Aktionärsbrief ist ein wichtiger Baustein dabei. Die Hauptversammlung ist ein weiterer. Kein anderer CEO in den USA schaffte es vor der Coronakrise 40.000 Aktionäre aus der ganzen Welt anzulocken, um ihre Fragen zu beantworten und sich von ihnen feiern zu lassen. Buffett und seine rechte Hand Charlie Munger sind bodenständig, volksnah und eine moralische Instanz im schnelllebigen Amerika.

Aktionäre interessierten sich bei den Hauptversammlungen in den vergangenen Jahren weniger für Details zum Geschäft. Stattdessen dominierten Fragen wie: Wie wichtig ist Geld? Und: Wie motiviere ich meine Kinder, auf eigenen Beinen zu stehen, obwohl ich reich bin? Berkshire-Aktionäre kaufen Boxershorts und Ketchup-Flaschen, auf denen Buffett und Munger abgebildet sind. Viele sind mit Berkshire-Aktien zu Millionären geworden und bereit, durch lange Durststrecken zu gehen, statt die Papiere zu verkaufen.

Beim letztjährigen virtuellen Aktionärstreffen saß Abel bereits neben Buffett auf dem Podium. Quelle: Bloomberg
Greg Abel

Beim letztjährigen virtuellen Aktionärstreffen saß Abel bereits neben Buffett auf dem Podium.

(Foto: Bloomberg)

Abel hat Berkshires Energiesparte in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut, doch der gebürtige Kanadier operierte vor allem im Hintergrund, wo er sich wohlfühlt. Der 59-Jährige ist anders als Buffett kein Showman. Er wird einen Konzern übernehmen, der schon jetzt so groß ist, dass er kaum noch geeignete Übernahmeziele findet. Ähnliche Wachstumsraten wie Buffett vor Jahrzehnten erreichen konnte, wird er nicht liefern können.

Das wird es doppelt schwierig machen, die tiefe Bindung der Aktionäre an den Konzern aufrecht zu erhalten. Denn auch Berkshires Aktionäre sind in die Jahre gekommen. Ohne Buffett als Magnet könnte die Verlockung deutlich größer sein, geerbte Aktien zu verkaufen, statt sie in guten wie in schlechten Zeiten stur im Portfolio zu halten.

Neue Aktionärsstruktur bringt zusätzliche Schwierigkeiten

Abel wird harte Überzeugungsarbeit leisten müssen, weil sich, zweitens, in der Zeit nach Buffett auch die Aktionärsstruktur ändern wird. Der Star-Investor hält derzeit rund 30 Prozent der Stimmreche und seine Stimme hat Signalfunktion. So konnte er in den vergangenen Jahren immer wieder Initiativen abschmettern, die ihm nicht passten.

Das war zuletzt erst am Samstag der Fall. Profianleger um Blackrock forderten eine detaillierte Aufschlüsselung der Klimainitiativen auf Holding-Ebene. Buffett lehnt das als unnötig bürokratisch ab und verweist auf die Initiativen, die seine Töchterunternehmen separat ausweisen. Der Großteil der Aktionäre war auf seiner Seite, damit ist die Diskussion erst einmal vom Tisch. Doch wenn er nicht mehr an der Spitze des Konglomerates steht, werden auch seine Anteile schrittweise schrumpfen.

Buffett, der für seine philanthropischen Bemühungen bekannt ist, wird den Großteil seiner Berkshire-Aktien an gemeinnützige Organisationen wie der Gates-Stiftung spenden. Dies soll über einen Zeitraum von zwölf Jahren passieren. Die Empfänger sind angehalten, die Aktien möglichst schnell zu Geld zu machen und dieses einzusetzen. Damit werden sich die Gewichte im Konzern verschieben. Berkshire, glauben Beobachter, könnte eines Tages auch anfällig für Aktivisten werden.

Berkshire kann noch viele Jahre erfolgreich sein

Abel wird Zeit brauchen, um seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Das gilt, drittens, auch für seinen Ruf als Dealmaker. Buffetts Anziehungskraft und seine unkomplizierte Art hat ihm über die Jahrzehnte zu Angeboten verholfen, die andere nicht bekommen hätten. Berkshires Einstieg bei Goldman Sachs und der Bank of America galt in der Finanzkrise als unvergleichbares Gütesiegel. Sicher, Abel kann auf erfolgreiche Deals in der Energiebranche verweisen. Doch wird er mit der gleichen Bugwelle auftreten können, wie Buffett? Vermutlich nicht.

Das alles soll nicht heißen, dass Berkshire ohne Buffett keine Zukunft hat. Buffett hat den Konzern so aufgestellt, dass er auf Jahre hohe Summen an Cash generieren wird. Die große Versicherungssparte, die mit ihren Prämien der Motor für viele Investments ist, macht das möglich. Doch nun, wo die Frage um die Nachfolge eindeutig geklärt ist, wird auch immer deutlicher, welch große Lücke Buffett hinterlassen wird.

Mehr: „Natürlich hasse ich den Bitcoin-Erfolg“ – Warren Buffett und Charlie Munger zeigen sich in Top-Form

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