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Kommentar Das unheimliche Comeback der Kryptowährungen

Vor allem die zunehmende Akzeptanz bei Großinvestoren treibt den Bitcoin in bedenkliche Höhen. Privatanleger sollten sich davon nicht blenden lassen.
22.11.2020 - 13:21 Uhr Kommentieren
Nicht selten gehen Anleger davon aus, die Kryptowährung sei ähnlich wie Gold eine vergleichsweise sichere Möglichkeit, Kapital anzulegen. Quelle: Reuters
Bitcoin-Symbolmünzen zwischen nationalen Währungen

Nicht selten gehen Anleger davon aus, die Kryptowährung sei ähnlich wie Gold eine vergleichsweise sichere Möglichkeit, Kapital anzulegen.

(Foto: Reuters)

Es ist die Geschichte eines beeindruckenden Comebacks, eine Geschichte, die beinahe zu schön klingt, um wahr zu sein: Innerhalb der vergangenen vier Wochen hat sich der Wert der Kryptowährung Bitcoin mehr als verdoppelt, seit Jahresbeginn summiert sich das Plus auf über 130 Prozent. Damit liegt die bekannteste digitale Währung nur noch knapp unter ihrem bisherigen Rekordhoch von rund 19.700 Dollar.

Kein Wunder, dass die Bitcoin-Fans schon wieder in Euphorie verfallen und einen Höhenflug auf 100.000, 200.000, ja, auf eine Million Dollar pro Coin prophezeien – und das natürlich in kürzester Zeit. Es wäre nicht das erste Mal, dass solche Bitcoin-Märchen wahr werden, aber auch nicht das erste Mal, dass es statt des Happy Ends ein böses Erwachen gibt. Genau deshalb sollten sich Privatanleger von den Krypto-Enthusiasten nicht anstecken lassen.

Seit Mitte März steigt der Wert des Bitcoins fast kontinuierlich. Dieses Mal treibt vor allem die zunehmende Akzeptanz von Großinvestoren den Wert in die Höhe: Mittlerweile hält im Schnitt ein Drittel aller institutionellen Anleger in Europa und den USA Kryptowährungen im Portfolio, darunter Pensionsfonds, Family-Offices, Anlageberater und Hedgefonds. Der US-Fondsriese Fidelity empfiehlt Profikunden inzwischen einen Anteil von ein bis fünf Prozent am Gesamtvermögen.

In Zeiten von Anlagenotstand, Niedrigzinsen und hoher Volatilität können solche Empfehlungen auch bei Privatanlegern den Eindruck erwecken: Kryptowährungen sind endlich erwachsen geworden und bieten in unsicheren Zeiten einen sicheren Hafen. Wenn sogar die Profis mitmachen, sollte man dann nicht auch selbst endlich investieren?

Doch das ist in zweierlei Hinsicht problematisch: Erstens spielen die Höhenflug-Propheten mit der Hoffnung der Privatanleger, sich vor Volatilität und Inflation zu schützen. Die Aufgabe von „sicheren Häfen“ ist es, den Wert der Investments in unruhigen Zeiten zu schützen, unabhängig von den Kursausschlägen an Aktien- und Rentenmärkten. Deshalb gehört beispielsweise Gold zu den klassischen Fluchtwährungen.

Zumindest theoretisch bietet auch der Bitcoin ähnliche Wertaufbewahrungsfunktionen wie das Edelmetall – doch wer die Volatilität herkömmlicher Anlageklassen mit der des Bitcoins auf längere Sicht vergleicht, stellt schnell fest: Die Kryptowährung ist weitaus stärkeren Wertschwankungen und damit höheren Risiken ausgesetzt.

Die Angst, etwas zu verpassen, ist ein schlechter Ratgeber

Das zweite Problem: Beim aktuellen Bitcoin-Hype spielt ein Phänomen eine wichtige Rolle, das unter dem Kürzel „Fomo“ bekannt ist. Die vier Buchstaben stehen für „Fear of missing out“, also die Angst, etwas zu verpassen. Diese Furcht mag menschlich sein, aber sie darf bei einer Investment-Entscheidung nicht blind machen für bereits bekannte Risiken: Im Gegensatz zu Aktien oder Gold ist der Bitcoin nicht durch einen konkreten Gegenwert gedeckt, als Zahlungsmittel ist die Kryptowährung bisher kaum akzeptiert, und im Fall von technischen Problemen beim Handel stehen Privatanleger im Zweifelsfall allein da.

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Die Krypto-Enthusiasten setzen den steigenden Wert von Bitcoin mit Massentauglichkeit gleich. Dieses Narrativ verfängt, weil auch große Unternehmen die digitale Währung für sich entdeckt haben und wichtige Spieler aus der Finanzbranche den Bitcoin salonfähig machen. Ein wichtiges Beispiel dafür war die Entscheidung des US-Bezahldienstes Paypal Ende Oktober, Bitcoin ab 2021 als Zahlungsmittel zu akzeptieren.

Damit schließt sich Paypal einer Reihe von Anbietern an, die es den Anlegern immer leichter machen, zu vergessen, mit welchen Risiken sie es eigentlich zu tun haben: Krypto-Banken und Fintechs präsentieren ihren Nutzern mittlerweile möglichst einfach aufgebaute Apps. Die Anwendung ist unkomplizierter als das Online-Banking bei einer Genossenschaftsbank.

Kryptowährung kann auch gefährlich sein

Wer Bitcoin und Co. kaufen will, muss sich mittlerweile nicht mehr mit der Technik dahinter auseinandersetzen. All das erweckt den Anschein, das Level an Komplexität der Kryptowährungen entspräche einem einfachen Sparplan auf einen simplen Aktienindex. Der neue Komfort im Bitcoinhandel macht es leichter, die Risiken zu vergessen. Wie gefährlich die Kryptowährung sein kann, zeigt ein Blick in die Vergangenheit: Nach dem bisherigen Allzeithoch 2017 fiel der Kurs innerhalb weniger Monate auf gut 3.000 Dollar.

All diese Warnhinweise bedeuten aber nicht, dass Kryptowährungen per se Teufelszeug sind – im Gegenteil. Völlig unabhängig davon, ob der Bitcoin in Kürze ein neues Allzeithoch erreicht oder nicht, die digitalen Währungen werden aus der Finanzwelt nicht mehr verschwinden.

Im Gegenteil: Bestehende Probleme bei Bitcoin und Co. werden behoben werden, besonders nutzerfreundliche Coins werden sich durchsetzen. Natürlich kann dabei auch schon jetzt ein kleiner Anteil an Kryptowerten im Depot bei der privaten Geldanlage Sinn ergeben. Für institutionelle Anleger wie Versicherer und Pensionskassen, die besonders auf ein ausgeglichenes Risikoprofil achten müssen, können Bitcoin-Kapitalanlagen aktuell durchaus das Mittel der Wahl sein.

Doch wirklich massentauglich wird der Bitcoin erst, wenn er seine hohe Volatilität dauerhaft hinter sich lässt. Mit dem aktuellen Hype ist das allerdings kaum zu vereinbaren – denn der lebt gerade von den Ausbrüchen nach oben. Für Privatanleger heißt das, nie die alte Börsenweisheit vergessen: Was steigt, muss auch wieder fallen.

Mehr: Kursziel 100.000 Dollar? Die Profis steigen am Bitcoin-Markt ein.

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