Kommentar Dass C&A nun über Zalando verkauft, ist ein Dammbruch im Modehandel

Inzwischen vertreiben rund 3000 Händler ihre Waren auch über die Zalando-Plattform.
Es ist eine Zeitenwende. Vor drei Jahren wurde Zalando von den stationären Händlern noch als böser Konkurrent angesehen. Vor gut anderthalb Jahren – und damit deutlich vor dem Ausbruch der Pandemie – schlossen dann die ersten Einkaufsverbünde wie Katag bereits Verträge mit dem Onlinehändler. Das sogenannte „Connected Retail“-Programm ermöglicht es stationären Händlern, ihre Waren auch online über Zalando zu vertreiben.
Nun ist der erste Lockdown fast ein Jahr her, und seitdem hat sich auch in weiteren Teilen der Branche „die Wahrnehmung um 180 Grad gedreht“, wie es Volker Bosse, Analyst bei der Baader Bank, formuliert. Der Aktienkurs von Zalando profitiert seit Monaten von der Entwicklung, nach Bekanntwerden der Kooperation mit C&A stieg er nochmals um zwei Prozent.
Inzwischen vertreiben rund 3000 Händler ihre Waren auch über die Zalando-Plattform. Nun soll das Händlerprogramm neben Skandinavien auch auf Österreich ausgeweitet werden. 6000 Händler hat Zalando als Ziel ausgegeben.
Und es dürften noch mehr werden. Denn noch immer ist unklar, wie und wann die Läden in den Innenstädten wieder öffnen können. Dass sich C&A nun als traditionsreicher Textilfilialist mit eigenem Onlineshop dem Programm anschließt, ist ein Dammbruch.
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Der Schritt ergibt durchaus Sinn: Denn C&A vertreibt bislang weniger als zehn Prozent seiner Waren über den eigenen Onlineshop – und ist damit nicht allein. Deswegen werden über kurz oder lang weitere folgen. Es ist auch ein Eingeständnis, dass viele Textilfilialisten zu zögerlich im Onlinehandel waren und in der Vergangenheit den Omnichannel-Ansatz vernachlässigt haben.
Vom Konkurrenten zum Helfer in der Not
Zalando wird nun – vor allem in der Pandemie – vom Konkurrenten zum Helfer des Handels. Das erkennen auch immer mehr Händler an. Doch natürlich ist das Engagement von Zalando nicht uneigennützig. Schließlich können Lieferzeiten verkürzt werden, wenn die Waren demnächst direkt aus den Städten kommen, in denen sich auch die Kundschaft befindet.
Auch die Trends beim Nutzungsverhalten sprechen dafür, dass Zalandos Strategie weiter aufgehen wird: Die Kunden stöbern und shoppen immer mehr mit ihren Smartphones und kommen mit einer zentralen App oder Website schneller zur gewünschten Ware, als wenn sie sich durch mehrere Seiten durchklicken müssen. Das Amazon-Prinzip gilt auch hier.
Der Vorteil von Zalando an dieser Stelle: Der Druck im Modehandel ist ungleich größer und die Bereitschaft der Händler zur Kooperation in der Krise damit auch.
Doch trotz aller Vorteile auf beiden Seiten gibt es noch eine große ungeklärte Frage, die die neuen Allianzen nicht beantworten können, die aber die ganze Gesellschaft umtreibt: Wie sehen die Innenstädte der Zukunft aus? Es braucht ungleich größere Anstrengungen, damit hierzulande lebendige Einkaufs- und Erlebniswelten entstehen. Daran sollten alle mitwirken.
Mehr: Stationärer Handel unter Druck – Zalando verbündet sich mit Modehändler C&A
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