Kommentar Dax-Aktionäre messen mit zweierlei Maß

Im deutschen Leitindex Dax sind 30 Werte notiert.
Erst Daimler, dann BASF, jetzt Continental: Offenbar halten sich viele Anleger an die Börsenweisheit „Buy on bad news“. Sie kaufen bei schlechten Nachrichten. Der Autobauer Daimler senkt seine Ertragserwartungen, und die Aktie steigt. Dasselbe erlebten Anleger am Dienstag, nachdem der Zulieferer Continental seine Prognose herabsetzte. Und die BASF-Aktie fiel zwar in einer ersten Reaktion nach der Schreckensnachricht, erholte sich aber rasch. Inzwischen kostet sie mehr als vor der Gewinnwarnung. Verkehrte Welt? Nicht ganz.
Börsianer haben schon lange verinnerlicht, dass sich weltweit weniger Autos verkaufen lassen, dass der Dieselskandal belastet, dass die Umstellung auf Elektroantriebe teuer ist, dass der von US-Präsident Donald Trump angezettelte Handelskonflikt mit Zöllen und Gegenzöllen die Gewinne schmälert und dass die Weltkonjunktur schwächelt.
Deshalb sind die Kurse der globalisierten Industriekonzerne schon lange stark gefallen – und die der Autokonzerne ganz besonders. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht wirklich, dass Gewinnwarnungen verpuffen. Aber es gibt noch einen zweiten, besseren Dax. Bei Highflyern wie Adidas, SAP und Wirecard sieht es ganz anders aus. Ihre Aktienkurse laufen und laufen.
Einerseits zu Recht, weil die Unternehmen ihre Gewinne steigern und bislang keine Anzeichen von Schwäche erkennen lassen. Auch die Perspektiven stimmen. Dennoch gibt es einen Haken: Schon lange steigen die Unternehmensgewinne dieser Highflyer langsamer als deren Aktienkurse. Das macht die Aktien immer teurer und damit zunehmend anfälliger.
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Auch deshalb fiel beispielsweise die SAP-Aktie nach Präsentation der Quartalszahlen in den vergangenen Tagen, ganz ohne Gewinnwarnung, um fast zehn Prozent. Anleger hatten noch etwas mehr erwartet. Gewissheit, dass künftige Gewinnwarnungen verpuffen, gibt es deshalb nicht. Im zweigeteilten Dax – auf der einen Seite die Abgestraften, auf der anderen die Marathonläufer – schon gar nicht.
Mehr: Erst Daimler, dann BASF und nun Continental: Trotz Hiobsbotschaften steigen die Kurse. Experten mahnen dennoch zur Vorsicht – und rechnen mit weiteren Gewinnwarnungen.
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