Kommentar Der Bundeshaushalt entwickelt sich zum Inflationsturbo

Der Bundesfinanzminister plant eine massive Neuverschuldung. Das ist ein Inflationstreiber erster Güte.
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz wird zum Bundesschuldenminister. Er präsentiert schwindelerregende Zahlen. Die zusätzlichen Schulden für den Nachtragshaushalt und das laufende Jahr betragen 142 Milliarden Euro. Die Union, die ohnehin in den Seilen hängt, lässt ihn gewähren. Das Fatale daran ist: Die massive Neuverschuldung ist ein Inflationstreiber erster Güte.
Die Versuchung, massive Schulden wegzuinflationieren, ist so alt wie die Geldwirtschaft selbst. Früher lösten die Fürsten ihre Schuldenprobleme damit, dass sie in ihre Münzen immer weniger Gold mischten. Das erste Papiergeld in Frankreich wurde damit zerstört, dass zu viele Scheine ausgegeben wurden. Bis vor Kurzem hätte die Zentralbank ein solches Szenario verhindert. Heute kann man da nicht mehr so sicher sein.
Die Propheten einer ultralockeren Geldpolitik fühlten sich kürzlich noch obenauf. Die Inflation sei so niedrig, dass man quasi das Geld mit dem Helikopter über den Ländern abwerfen könne. Doch die Realität sieht anders aus. Die Inflation zieht langsam an. Davor warnen auch namhafte Ökonomen wie Olivier Blanchard, der bereits von einem „Inflations-Monster“ spricht.
Dabei kommt die Geldentwertung auf leisen Sohlen. Zuerst beträgt der Anstieg ein paar Zehntelprozentpunkte. Irgendwann galoppiert die Inflation, siehe Argentinien und Venezuela.
Enttäuschend ist zu diesem Zeitpunkt die CDU, die immer für eine solide Finanzpolitik stand. Sie greift dem Bundesfinanzminister nicht in die Speichen.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier genauso wenig wie der Chef des Bundeskanzleramts, Helge Braun (beide CDU). Dieser wollte die Schuldenbremse sogar komplett schleifen. Er musste zwar seinen Vorschlag wieder in die Schublade stecken. Da es aber kommendes Jahr schon wieder Rekordschulden gibt, stirbt die Schuldenbremse schrittweise.
Geldentwertung kommt schleichend
Die Union befindet sich schon wegen ihrer Corona-Politik und ihrer Korruptionsskandale im freien Fall. Dass sie jetzt noch in den Klub der Inflationäre wechselt, wird ihr sicherlich nicht massenhaft Wähler zutreiben. CDU-Urgestein Karl-Josef Laumann erzählte kürzlich von seinem Großvater und der Inflationszeit.
Damit sieht man, wie tief im kollektiven deutschen Gedächtnis immer noch die Hyperinflation, die bald 100 Jahre her ist, abgespeichert ist. Da mögen Inflations- und Schuldenbefürworter wie DIW-Chef Marcel Fratzscher noch so schöne Konzepte schreiben. Die Deutschen wollen solide Finanzen und stabiles Geld.
Mehr: Die Inflationsängste von Summers und Sinn sind übertrieben.
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Die alten Angstparolen.