Kommentar Der Diversity-Plan von Goldman Sachs greift zu kurz

Banken, aber auch institutionelle Investoren könnten viel mehr tun, um auf Veränderungen zu drängen.
Es ist ein ungewöhnlicher Vorstoß, mit dem Goldman-Sachs-Chef David Solomon in Davos für Schlagzeilen sorgte: Jede Firma, die Investmentbank an die Börse bringt, muss mindestens ein Mitglied im Verwaltungsrat aufweisen, das nicht weiß und männlich ist.
So will Goldman auf mehr Diversität in den Kontrollgremien pochen. Schließlich haben Studien längst gezeigt, dass gemischte Teams langfristig erfoglreicher sind und höhere Renditen für die Investoren erzielen können.
Keine andere Bank hat ein so klares Zeichen gesetzt und ist bereit im hart umkämpften Geschäft mit Börsengägnen auf Kunden zu verzichten. Dafür verdient Solomon Anerkennung. Der Schritt passt zu seiner Strategie, der Bank konkrete Ziele zur Förderung von Frauen und Minderheiten zu setzen, statt sich auf Lippenbekenntnissen auszuruhen.
Doch der Vorstoß greift zu kurz. Banken, aber auch institutionelle Investoren könnten viel mehr tun, um auf Veränderungen zu drängen. Das Kontrollgremium ist da nur der erste und einfachste Schritt. In der Regel treffen sich die Aufseher vier Mal im Jahr und sind gerade bei Start-ups und Technologieunternehmen in den vergangenen Jahren nicht gerade als einflussreiche Kontrolleure aufgetreten.
Auch im Management von Start-ups fehlt es oft an Diversität. Hier würde Druck von Banken und Investoren ebenfalls gut tun. Wenn sie an einem Strang ziehen, könnten sie sehr schnell etwas bewegen.
Auch wenn sich in den vergangenen Jahren die Lage langsam gebessert hat. Es bleibt viel zu tun. Gründerinnen verweisen immer wieder darauf, dass sie es deutlich schwerer haben, Geld von Investoren einzusammeln und sie sich nicht erlauben können, wie ihre männlichen Kollegen hohe Verluste einzufahren.
Auch über das Thema Diversität hinaus sollten Banken und Investoren daher strengere Spielregeln setzen: Goldman Sachs und JP Morgan Chase hätten die führenden Investmentbanken beim Börsengang des Bürovermieters WeWork sein solle, der im vergangenen Herbst spektakulär scheiterte. Unabhängig von der Zahl weißer Männer in den entscheidenden Gremien sollten sowohl Banken als auch die Geldgeber der Start-ups stärker auf nachhaltige Geschäftsmodelle drängen und aufgeblasene Bewertungen bei Börsengängen ablehnen, statt den Hype zu befeuern.
In diesem Jahr werden wieder eine Reihe von Start-ups an die Börsen drängen. Die Börsenplattformen Nasdaq und die New York Stock Exchange versichern, dass die Pipelines gut gefüllt sind. Und nach den Flops aus 2019 wird sich zeigen, ob die Unternehmen, Banken und Investoren ihre Lektionen gelernt haben.
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