Kommentar Der Fall Katar zeigt: Sanktionen sind ein stumpfes Schwert

Auf dem Gipfel der Golfstaaten in Saudi-Arabien wurde die Katar-Blockade beendet. Vor allem deutsche Firmen können profitieren.
Ein alter Spruch voller parlamentarischer Wucht stammt vom einstigen SPD-Zuchtmeister Herbert Wehner: „Wer rausgeht, muss auch wieder reinkommen“, rief er als Fraktionschef denen hinterher, die empört den Plenarsaal verließen. Das stammt zwar aus den fernen Tagen der Bonner Republik, ist aber weiter hochaktuell – gerade für die in den letzten Jahren überbordende Sanktionspolitik.
Jüngstes Beispiel: Vor dreieinhalb Jahren verhängten arabische Staaten eine Blockade gegen das kleine, gasreiche Emirat Katar, jetzt mussten sie diese kleinlaut aufheben.
Ohne auch nur eine der Forderungen – etwa die Einstellung der Finanzierung der sogenannten Muslimbruderschaft oder die Abschaltung des Nachrichtensenders Al Jazeera, der auch arabische Staaten kritisiert – durchgesetzt zu haben. Und ferner: Statt mit dem Iran und der Türkei zu brechen, sind Katars Beziehungen zu beiden Ländern heute intensiver als vor der Blockade.
Die jetzt erzielte Einigung riecht nach einem Sieg Katars auf ganzer Linie und ist eine Blamage für die überambitionierten Kronprinzen Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate, Mohammed bin Salman und Mohamed bin Zayed.
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Doch die beiden stehen nicht allein: Kein US-Präsident hat es vermocht, mit immer härteren Sanktionen, etwa gegen Kuba oder den Iran, die dort herrschenden Regimes zu stürzen. Der Hunger kam, die Volksrevolte nicht.
Sanktionen sind, wenn sie nicht zielgenau sind und nicht international getragen werden, ein stumpfes Schwert. Vor allem natürlich gegen ein so reiches Land wie Katar, den weltgrößten Flüssiggasexporteur.
Katar will Investorrolle in Deutschland ausbauen
Aber vor allem für Deutschland hat die Aufhebung der Blockade positive Folgen: Katar braucht seine Milliarden nun nicht mehr vor allem zur Stabilisierung des eigenen Landes einzusetzen, sondern kann seinen Plan großer Investments in deutsche Unternehmen beherzt wiederaufnehmen. Katar will seine Rolle als größter arabischer Investor in Deutschland ausbauen.
Volkswagen und die Deutsche Bank werden wegen ihres Großaktionärs aus der Wüste nun nicht mehr andernorts diskriminiert. Deutsche Firmen können nun wieder sowohl im Land der Fußball-WM 2022 wie auch in Saudi-Arabien, das mit Milliarden den Umbau für die Nach-Öl-Ära vollziehen will, Geschäfte vorantreiben.
Eine stärkere Verflechtung Deutschlands und der Golfstaaten ist gut für beide Seiten. Nicht nur wirtschaftlich wegen der Petromilliarden Arabiens und der Technologieführerschaft vieler deutscher Unternehmen.
Sondern auch politisch: Die Golfstaaten werden immer wichtigere Financiers für islamisch geprägte Schwellenländer werden – auch da kann die enge Verzahnung mit Deutschland für alle sehr hilfreich sein.
Mehr: Kurse in Doha und Dubai steigen: Ende der Katar-Blockade beflügelt die Wirtschaft.
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