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KommentarDer größte Risikofaktor für eine Finanzkrise ist die Politik des US-Präsidenten

Die Probleme einiger kleiner US-Banken reichen aus, um die Investoren zu erschrecken. Das ist kein gutes Zeichen für die Stabilität der Märkte in der Ära Trump.Michael Maisch 18.10.2025 - 11:28 Uhr
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New Yorker Börse: Donald Trumps aggressive Wirtschaftspolitik macht Anleger nervös. Foto: AP

Jamie Dimon hat wieder einmal recht behalten. Eine Kakerlake kommt selten allein, warnte der Chef des Wall-Street-Riesen JP Morgan vor ein paar Tagen nach zwei aufsehenerregenden Unternehmenspleiten in den USA.

Was Dimon mit seinem etwas unappetitlichen Ungeziefer-Vergleich meinte: Wo ein oder zwei größere Kreditrisiken für die Finanzbranche auftauchen, lauern wahrscheinlich noch mehr.

Prompt krochen am vergangenen Donnerstag weitere hässliche Finanzkakerlaken ans Tageslicht. Zwei kleinere US-Institute meldeten Probleme im Kreditgeschäft, und das weckte bei den Investoren unangenehme Erinnerungen an die Regionalbankenkrise vor zwei Jahren, als innerhalb weniger Wochen mehrere Geldhäuser kollabierten.

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Die Folge: Die Aktienkurse gerieten kräftig ins Trudeln, und die Investoren flüchteten in sichere Anlagen wie Gold und Staatsanleihen.

Nachdem die Turbulenzen einmal rund um den Globus gelaufen waren, stabilisierte sich die Lage am Freitag an der Wall Street. War's das schon, oder sind die immer häufigeren Erschütterungen an den Märkten Vorboten für eine Finanzkrise? Zumindest lässt sich mit einiger Sicherheit sagen, dass die Risiken seit dem großen Kollaps 2008 nicht mehr so groß waren, und viele dieser Risiken haben mit der Wirtschaftspolitik von Donald Trump zu tun.

Der US-Präsident befeuert die Risikofreude an den Märkten, während er gleichzeitig das Vertrauen in die Institutionen und Mechanismen untergräbt, die diese Lust am Risiko im Zaum halten könnten.

Trump sieht seine Politik als Befreiung der Marktkräfte, die durch die harte Regulierung nach der letzten Finanzkrise zu stark gebremst wurden. Damit mögen der US-Präsident und seine Anhänger zumindest teilweise recht haben. Aber die Gefahr ist real, dass seine Deregulierungsagenda zu weit geht, vor allem, weil sie zu einem Zeitpunkt kommt, an dem das globale Finanzsystem ohnehin an einem kritischen Punkt steht.

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Seine Deregulierungsoffensive startete der Präsident an den Kryptomärkten. Schon in den Wahlkampf war Trump mit dem Versprechen gezogen, die USA zur „crypto capital of the world“ zu machen. Seither hat er mit seinen Gesetzen den Markt für Bitcoin & Co. kräftig angeheizt (und damit nebenbei auch seine privaten Geschäftsinteressen befördert, aber das ist eine andere Geschichte).

Seit Trumps Wahlsieg im November 2024 stieg der Marktwert der größten und ältesten Kryptowährung Bitcoin von 1,3 Billionen Dollar in der Spitze auf 2,5 Billionen Dollar.

Als Nächstes ist die Deregulierung der Banken an der Reihe. Analysten schätzen, dass die beschlossenen Lockerungen für US-Banken in den kommenden zehn Jahren insgesamt rund 2,5 Billionen Dollar freisetzen werden. Kapital, das die Institute für zusätzliche Kredite verwenden oder an den Kapitalmärkten einsetzen können.

Die Aussicht auf mehr Liquidität und mehr Kapital bedeutet auch immer mehr Risikofreude. Würde sich Trump in seiner Dauerfehde mit der US-Notenbank durchsetzen, und die Federal Reserve (Fed) tatsächlich kräftig die Zinsen senken, würde noch mehr billiges Geld an die US-Märkte geschwemmt. Das käme zu einem Zeitpunkt, an dem die Börsen wegen des Booms beim Thema Künstliche Intelligenz (KI) ohnehin zu überhitzen drohen.

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Dazu kommt das durch die großzügige Trumpsche Haushaltspolitik angeschlagene Vertrauen in die US-Staatsfinanzen – und die noch immer schwelende Inflationsgefahr. Das dürfte es der Fed, die um ihre Unabhängigkeit kämpft, erschweren, die Wirtschaft im Notfall wie während der Pandemie mit umfangreichen Hilfsprogrammen zu stützen. Als wäre das nicht genug, kann die erratische Handelspolitik des US-Präsidenten Investoren jederzeit mit unangenehmen Überraschungen treffen.

Die jüngsten Unfälle der US-Banken mögen nicht der Auslöser für die nächste Finanzkrise sein. Aber mit seiner Kakerlaken-Metapher hat Dimon einen Nerv getroffen – und eines ist klar: Als Kammerjäger eignet sich Trump nicht.

Mehr: Fehlende US-Daten beunruhigen Ökonomen – Top-Banker sieht „weiteren Grund zur Besorgnis“

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