Kommentar Der Kodex für gute Unternehmensführung ist eine lahme Ente

Formal werden die Regeln des Kodexes eigentlich weitgehend anerkannt. Faktisch werden sie aber regelmäßig gebrochen.
Gerade einmal 16 Jahre alt ist der Deutsche Corporate Governance Kodex – und schon wieder einmal steckt er in einer tiefen Sinnkrise. Bei Licht betrachtet, stehen die Regeln zur guten Unternehmensführung hierzulande eigentlich seit ihrer Launchparty infrage. Bis heute gibt es namhafte Stimmen aus der Wirtschaft, die laut darüber sinnieren, ob eine Abschaffung nicht besser wäre.
Nur hat es die Wirtschaft nicht selbst in der Hand, über das Weiterleben des Kodex zu befinden. Das entscheidet die Politik. Und die hatte sich zur Jahrtausendwende auch vernünftigerweise dazu entschlossen, keine eigenen Gesetze zu erlassen, sondern dem Vorbild anderer Länder wie Großbritannien zu folgen und der Wirtschaft die Aufgabe zu übertragen, das selbst zu organisieren. Der Staat verpflichtet die kapitalmarktorientierten Unternehmen seitdem lediglich zu erklären, welche Empfehlungen des Kodex sie anwenden und welche nicht. Und das auch zu begründen.
Selbstregulierung nennt man das. Eigentlich eine geniale Erfindung, um unnütze Drangsalierung durch den Gesetzgeber zu vermeiden und Anpassungsfähigkeit zu garantieren. Ein Kodex lässt sich halt leichter ändern als das Aktienrecht.
Doch Subsidiarität funktioniert nur, wenn die Betroffenen auch mitspielen. Und da liegt seit Jahren der Haken. Formal werden die Regeln des Kodex eigentlich weitgehend anerkannt. Faktisch werden sie aber regelmäßig gebrochen. Wie ein Konzern namens Volkswagen offiziell erklären kann, den Corporate Governance Kodex im Kern einzuhalten, das ist ein regelrechter Witz.
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Nicht, dass der Kodex das Dieseldrama hätte zwingend verhindern können. Aber dessen Aufklärung würde zwingend konsequenter verlaufen.
Bei allen Mängeln, die der Kodex haben mag: Das Desinteresse der deutschen Manager ist sein größtes Problem. Und je länger die seit Sommer 2017 laufende Revision läuft, desto größer ist die Gefahr, dass der „lame duck“ bald gar keiner mehr folgt.
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