Kommentar Der Krieg der Worte droht zu eskalieren

Sowohl der US-Präsident als auch der iranische Religions- und Revolutionsführer haben ihre Anhänger aufgeputscht.
Ob es im eskalierenden Konflikt zwischen den USA und dem Iran zum Krieg kommt, hängt ganz wesentlich nicht nur davon ab, welche Waffen eingesetzt werden, sondern vor allem davon, welche Worte gewählt werden. Denn mit ihrer schroffen Rhetorik setzen sich US-Präsident Donald Trump, aber vor allem die politischen und religiösen Führer in Teheran selbst massiv unter Zugzwang.
Selbst wenn weder Ajatollah Ali Chamenei, der Religions- und Revolutionsführer, noch Hassan Ruhani, Irans als Reformer gewählter Präsident, einen Krieg wollen, so reden sie ihn herbei.
Wer den Amerikanern „die Füße abschneiden“ will, wird sein aufgeputschtes Volk kaum mit Raketenangriffen ohne Tote abspeisen können. Irans Führung sitzt in der Zwickmühle: Sie weiß, dass sie den Konflikt mit den USA nicht zum heißen Krieg werden lassen darf. Zu sehr konventionell militärisch unterlegen ist Persien im Vergleich zu den Hightech-Armeen der USA und Israels.
Aber die Kleriker haben ihr Volk mit den Trauerfeiern für den durch eine US-Drohnenattacke getöteten General Soleimani und ihren Racheschwüren aufgestachelt, Erwartungshaltungen geweckt. Sie haben verbal aufgerüstet und munitionieren munter nach.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Doch eine Führung, die durch eine heimische Wirtschaftsmisere, blutig niedergeschlagene Massenproteste und im Februar anstehende Parlamentswahlen mit dem Rücken zur Wand steht, muss dann auch abdrücken – selbst wenn sie rational den Irrsinn einer solchen Entscheidung sieht.
Bei Trump ist es kaum anders: Auch er will keinen Krieg. Denn er dürfte durch seine Militärs und CIA-Agenten informiert sein über die enorme Anzahl selbstmordbereiter Dschihadisten, die der Iran in Syrien, im Libanon, Irak, Jemen und andernorts orchestriert. Doch wenn Irans Raketen oder verbündete Milizen jetzt US-Bürger am Golf töten, wird Trump vor seiner anstehenden Wiederwahl auch nur mit Härte, sprich: Krieg, antworten können. Die Todesspirale dreht sich, die als Krieg der Worte begann.
Mehr: Alle aktuellen Entwicklungen in der Nahost-Krise lesen Sie in unserem Newsblog.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Krieg herbei reden, das machen Sie Herr Brückmann,
Die Regierungen der USA und des Iran haben ein Interesse ihren Völkern Stärke vorzuspielen, speziell wenn wie in diesen beiden Fällen Wahlen vor der Tür stehen und durch den externen Feind von sozialen Unruhen im Iran hervorragend abgelenkt werden kann.
Nachdem beide Seiten ihren Leuten gezeigt haben, dass sie mit dem Gegner nicht zimperlich umgehen wird man das Feuer auch ganz schnell wieder herunter drehen.
Spannend wird es erst, wenn der Iran Urananreicherung in nennenswertem Umfang beginnt - dann könnte es heiß werden, nicht jetzt.