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Kommentar Der Onlinebroker Robinhood scheitert am eigenen moralischen Anspruch

Neobroker wie das US-Start-up Robinhood sind keine selbstlosen Anarcho-Anleger-Apps, sondern Teil des Finanzestablishments. Auch bei ihnen gibt es nichts umsonst.
01.02.2021 - 15:21 Uhr 1 Kommentar
Ein zentraler Teil des Geschäftsmodells von Robinhood ist es, die Orders seiner Kunden vor der Ausführung gegen eine Gebühr an sogenannte Market Maker zu verkaufen. Quelle: Bloomberg
Robinhood

Ein zentraler Teil des Geschäftsmodells von Robinhood ist es, die Orders seiner Kunden vor der Ausführung gegen eine Gebühr an sogenannte Market Maker zu verkaufen.

(Foto: Bloomberg)

Der Anspruch könnte höher kaum sein. Nichts Geringeres als die Demokratisierung der Kapitalmärkte hat sich der US-Onlinebroker Robinhood auf die Fahnen geschrieben.

Die vergangenen anderthalb Wochen scheinen auf den ersten Blick zu beweisen, dass Gründer Vlad Tenev den Namen seines Unternehmens zu Recht gewählt hat. Spielt die Handelsplattform doch eine zentrale Rolle beim Aufstand der Kleinaktionäre, die als Kollektiv gerade dem Finanzestablishment in Form einiger großer Hedgefonds das Fürchten lehren. Hilft Robinhood also tatsächlich dabei, die Reichen zu enteignen, um die Beute unter den Armen zu verteilen?

Nicht ganz: Zwar haben Plattformen wie Robinhood mit ihren Gratisangeboten tatsächlich eine neue, junge Generation von Tradern an die Börse geholt. Aber umsonst gibt es in der Digitalwirtschaft genauso wenig wie in den alten Industrien.

Ein zentraler Teil des Geschäftsmodells von Robinhood ist es, die Orders seiner Kunden vor der Ausführung gegen eine Gebühr an sogenannte Market Maker zu verkaufen. Für diese umstrittene Praxis musste der Broker bereits eine Millionenstrafe der US-Wertpapieraufsicht bezahlen, weil er diese Deals nicht offengelegt und seine Kunden damit mutmaßlich getäuscht hat.

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Pikanterweise ist Citadel Securities einer der wichtigsten Partner von Robinhood in diesem Geschäft. Diese Handelsplattform gehört zum Reich von Kenneth Griffin, einem der prominentesten Hedgefondsmanager weltweit. Ein Vertreter jener Spezies, gegen die sich der geballte Zorn der Kleinanleger richtet, profitiert also von den über Robinhood platzierten Orders.

Aber es wird noch ein bisschen pikanter: Citadel war einer von zwei Investoren, die mit einer Milliardenbeteiligung versucht haben, den Hedgefonds Melvin Capital zu stabilisieren. Der steht im Zentrum des Streits, der zwischen Privatinvestoren und Hedgefonds tobt.

Melvin wettete auf Kursverluste der US-Videospielehandelskette Gamestop. Kleinaktionäre, die sich über die Internetplattform Reddit organisierten, hielten dagegen und fügten Melvin schweren Schaden zu. Zumindest indirekt subventionierten Robinhood-Trader also die Hilfen für Melvin.

Diese Wirkungskette zeigt, dass die Wahrheit im Kampf der kleinen gegen die großen Spekulanten komplexer ist, als es auf den ersten Blick aussieht. Echter Altruismus ist an den Finanzmärkten ungefähr so selten wie ein Zebra am Nordpol - und das gilt auch für Robinhood.

Mehr: Anleger und Politiker kritisieren die Handelsbeschränkungen der Trading-App Robinhood. CEO Vlad Tenev verteidigt sich und weist Berichte über finanzielle Probleme zurück.

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1 Kommentar zu "Kommentar : Der Onlinebroker Robinhood scheitert am eigenen moralischen Anspruch"

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  • Noch zu erwähnen wäre, dass Blackrock und ein weiterer Big Player zusammen 26 % der Aktien von Gamestop halten bzw. hielten. Wessen Aktien haben die Shortseller wohl ausgeliehen ? Sicherlich nicht von irgendwelchen kleinen bis mittleren Anlegern. Also von einer großen Tasche in die andere, ein paar Kleinanleger durften daran partizipieren, bis das Spiel zu bunt wurde.

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