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Kommentar Der Plan B der Commerzbank muss radikal sein

Die Commerzbank – und mit ihr der Bund – sollte sich aktiv nach einem Fusionspartner umsehen. Für nationale Befindlichkeiten gibt es keinen Grund.
11.02.2020 - 17:39 Uhr 1 Kommentar
Commerzbank: Auf diese 5 Punkte müssen Aktionäre achten Quelle: Reuters
Commerzbank-Zentrale in Frankfurt

Die diversen Abspeck-Kuren haben die Commerzbank nicht schlagkräftiger gemacht.

(Foto: Reuters)

Ganz egal, wie die Jahresbilanz der Commerzbank an diesem Donnerstag ausfällt – eine neue Grundsatzdebatte über die Zukunft des Instituts wird sich nicht vermeiden lassen.

Ja, die Commerzbank hat sich mit ihrem Rückzug auf das heimische Privat- und Firmenkundengeschäft frühzeitig fokussiert, Risiken abgebaut und die Bilanz auf der Kapitalseite entlastet. Ja, sie hat seit ihrem Beinahe-Niedergang in der Finanzkrise Tausende Jobs gestrichen und Hunderte Filialen geschlossen. Das Problem ist nur: Die diversen Abspeck-Kuren haben die Commerzbank nicht schlagkräftiger gemacht.

Wenn die aktuellen Umbauarbeiten in drei Jahren beendet sind, dann soll eine Eigenkapitalrendite von gut vier Prozent zu Buche stehen. Damit ist die Commerzbank ein Leichtgewicht sowohl im Vergleich mit internationalen Rivalen wie BNP Paribas, Unicredit oder ING als auch gemessen an den Sparkassen und Volksbanken in Deutschland. Für eine eigenständige Zukunft sind vier Prozent Rendite zu wenig. Es fehlt das Wasser unter dem Kiel.

Vorstandschef Martin Zielke verteidigt die Zahl als neuen Realismus. Die anhaltenden Niedrigzinsen und der starke Wettbewerb auf dem Heimatmarkt schränkten die Möglichkeiten, mit den Kunden Geld zu verdienen, erheblich ein. Doch dieses Argument trägt nur bedingt, schließlich hadern alle Finanzinstitute auf dem Kontinent mit der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, während die US-Banken längst davoneilen. Nur: Manche Häuser schaffen es offenkundig besser, die Belastungen weiterzureichen und zugleich die Kosten zu drücken. Gefragt sind hochgradig moderne Systeme und clevere Preismodelle für Girokonten, Fonds und Kredite, die die Kundenbeziehungen nicht über Gebühr strapazieren. 

Dass es andere Institute besser hinbekommen, weiß auch die EZB in ihrer Funktion als Wächterin über die hiesigen Großbanken. Anders ist es nicht zu erklären, dass sie derart offen ihre Zweifel am Geschäftsmodell der Commerzbank formuliert und einen Plan B gefordert hat. Aber wie kann der aussehen?

Skaleneffekte durch European Player

Plan B sollte radikal sein. Die Commerzbank – und mit ihr der Bund als Großaktionär – sollte sich aktiv nach einem Fusionspartner umsehen. Das muss nicht zwingend die Deutsche Bank sein, auch wenn sich beide Institute auf der Firmenkundenseite gut ergänzen würden. Was spricht dagegen, die seit Jahren diskutierte europäische Bankenunion tatsächlich mit Leben zu füllen und die Commerzbank etwa mit einer französischen, italienischen oder niederländischen Großbank zu verheiraten?

Ein solcher European Player könnte Skaleneffekte heben, indem alle Kunden auf eine gemeinsame, schlanke Plattform gezogen und die Kosten für dringend nötige Investitionen in die Digitalisierung geteilt werden. Auch das klassische Bankgeschäft macht schon lange nicht mehr an den Landesgrenzen halt. Firmen und Großkonzerne wollen mit Finanzierungen und Absicherungsgeschäften in die Welt hinausbegleitet werden; diese Erkenntnis hat die Deutsche Bank nicht für sich allein gepachtet.

Aber der Commerzbank fehlt es im Moment an Ressourcen, genau das zu leisten. Sie ist so stark geschrumpft, dass sie Gefahr läuft, zwischen der größeren Deutschen Bank auf der einen Seite, sei sie auch noch so defizitär, und den effizienteren Sparkassen und Volksbanken auf der anderen Seite zerrieben zu werden.

Die Bundesregierung sollte endlich verinnerlichen, dass es für Eitelkeiten und nationale Befindlichkeiten keinen Grund gibt. Mit einem Anteil von mehr als 15 Prozent an der Commerzbank kann man echte Strukturpolitik im europäischen Finanzsektor machen – wenn man denn will. Immer nur zu sagen, im Moment klopfe eben gerade kein Interessent in Berlin an, das reicht nicht. Und schon allein aus eigenem finanziellen Kalkül heraus muss sich die Regierung mit einem tragfähigen Plan B für die Bank befassen: Ein Weiter-so, eine unendliche Restrukturierung der Bank, wird die Aktie nicht auf jenes Niveau heben, das der Bund braucht, um irgendwann ohne größere Blessuren aus seinem Commerzbank-Abenteuer auszusteigen.

Natürlich steht diese Frage nicht sofort an, auch nicht bei einer europäischen Fusion. Aber ein solches Projekt könnte immerhin den Weg für den Ausstieg verlässlich ebnen. Und Deutschland hätte am Ende sehr wahrscheinlich eine stärkere Commerzbank, wie auch immer sie dann heißen mag. Die Gelegenheit ist günstig, weil sich die Bewertungen der Geldhäuser erholt haben.

Und der Konsolidierungsdruck in der Finanzbranche war noch nie so hoch, auch weil neue Anbieter in den ohnehin schon engen Markt drängen, etwa im Zahlungsverkehr, dem Brot-und-Butter-Geschäft der Banken. Eines jedenfalls sollten alle Beteiligten nach den diversen Sanierungsrunden der Commerzbank gelernt haben: Sparen allein ist noch kein überzeugendes Geschäftsmodell.

Mehr: EZB kritisiert die Geschäftsziele der Commerzbank.

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1 Kommentar zu "Kommentar: Der Plan B der Commerzbank muss radikal sein"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Der wenig weisen Forderung die Commerzbank ausgerechnet nahe des Tiefstkurses zu verkaufen, muss ich entschieden widersprechen. Damit würden die Aktionäre über den Tisch gezogen, insb., wenn es zum Squeeze-out käme. Erst muss die Bank saniert werden und dann kann man sie verkaufen.

    Andernfalls ist das auch dem Steuerzahler nicht zu erklären.
    Das Problem ist ja auch nicht mangelnde Größe, sondern das unflexible Festhalten an alten Marotten.
    Kredite werden zu restriktiv vergeben, aber wenn dann mit viel zu geringen Zinsen.

    Die Zinsen und Gebühren müssen rauf. Weg mit dem Nulleurokonto. Die Kosten müssen weiter runter.

    Man sieht doch selbst bei der Deutschen Bank, dass man den Unternehmeswert erhöhen kann.

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