Kommentar: Der Regierung fehlt es an einer Grundvoraussetzung

Erinnern Sie sich noch an das Jahr 2000? Deutschland zehrte von Erfolgen der Vergangenheit, gab sich dem Glauben hin, dauerhaft zur Weltspitze zu gehören. Bis diese Illusion in einem Sommer des Missvergnügens platzte. Die Parallelen zu heute sind offensichtlich. Nur dass es damals bloß um Fußball ging.
Als Titelverteidiger trat das deutsche Nationalteam bei der Europameisterschaft an – und reiste nach blamablen Leistungen schnell wieder ab. Der Niedergang hatte lange vorher eingesetzt, aber nun war er nicht mehr zu leugnen. Die technischen und taktischen Defizite traten offen hervor, das veraltete Spielsystem war nicht mehr wettbewerbsfähig.
Was im Jahr 2000 Rumpelfüße waren, sind 25 Jahre später Rumpelkoalitionäre. Die Bundesrepublik fällt international zurück, verliert den Anschluss, weil sie in einem überholten Wachstumsmodell gefangen ist. Und die Regierung, die das Land zurück in die Erfolgsspur bringen wollte? Stümpert und stolpert, scheitert schon im Aufbauspiel.
Nach kaum mehr als einem halben Jahr im Amt steckt die schwarz-rote Koalition von Bundeskanzler Friedrich Merz in einem Tief. Stark angefangen, noch stärker nachgelassen: So könnte man die ersten Monate zusammenfassen. Merz wird am Dienstag 70 Jahre alt. Mehr als 300 Gäste werden sich im Protokollsaal des Reichstags versammeln, um ihm zu gratulieren. Sein Lebenstraum hat sich erfüllt: Endlich Kanzler. Ansonsten gibt es leider wenig Grund zum Feiern.