Kommentar Der Schritt des Bundes ist ein guter – doch die Krise der Lufthansa ist längst noch nicht vorbei

Die Pandemie hat der Airline-Gruppe heftig zugesetzt. Doch langsam geht es wieder aufwärts. Das nutzt der Staat, um einen Teil seiner Aktien zu verkaufen.
Da gibt der Staat bekannt, dass er sich von einem Teil seiner Lufthansa-Aktien trennen will. Und was macht das Papier von Europas größter Airline-Gruppe? Es sackt um fast vier Prozent ab. Dabei wurde im vergangenen Jahr heftig und emotional über den Staatseinstieg bei der „Hansa“ diskutiert. So richtig haben wollte den kaum jemand. Nun, wo der Staat aussteigt, ist es auch wieder nicht recht.
Doch die Kursverluste am Montag sollten nicht überbewertet werden. Schmeißt ein Großaktionär Teile seines Aktienpakets auf den Markt, drückt das fast immer den Preis der Notierung. Bei der Lufthansa kommt hinzu, dass durch die geplante Kapitalerhöhung viele neue Aktien auf den Markt kommen werden. So was finden Investoren selten gut.
Das ändert nichts daran, dass der Verkauf durch den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) grundsätzlich eine gute Sache ist. Er muss zum einen als Signal dafür verstanden werden, dass der Bund die Airline auf dem richtigen Weg sieht. Zum anderen sind die Aktienverkäufe mitentscheidend dafür, dass die geplante Kapitalerhöhung überhaupt gelingen kann.
Will der Bund nicht eine deutliche Verwässerung seines Aktienpakets hinnehmen, muss er im Zuge der Kapitalmaßnahme nachkaufen. Dafür frisches Steuergeld zu verwenden ist politisch hochsensibel – erst recht kurz vor der Bundestagswahl. Nicht ohne Grund hat das Finanzministerium bereits angedeutet, dass man kein weiteres Geld in die Lufthansa investieren wolle.
Nun einen Teil der Aktien gewinnbringend zu veräußern und das Geld dazu zu nutzen, bei der späteren Kapitalerhöhung mitzuziehen, ist ein sehr geschickter Schachzug. Es kostet den Steuerzahler kein Geld. Gleichzeitig deutet die Politik damit an, bei der Kapitalmaßnahme mitmachen zu wollen. Sich offen zu äußern ist für den Bund und den WSF fast unmöglich – denn vorher muss die EU-Kommission zustimmen.
Lufthansa: Kapitalerhöhung wird wahrscheinlicher
Unter dem Strich erhöht die Ankündigung des WSF die Chancen, dass die Lufthansa die geplante Kapitalerhöhung doch bald durchziehen und die Staatshilfe komplett oder zumindest teilweise zurückzahlen kann. Das ist gleichwohl kein Zeichen, dass nun bald wieder alles werden wird wie früher.
Der Schuldenberg nämlich bleibt weiter hoch. Die Nettofinanzschulden – also die Finanzschulden abzüglich der Barmittel – lagen Ende Juni bei 13,5 Milliarden Euro. Angesichts eines schmalen Eigenkapitals von 3,1 Milliarden Euro ist das ein Wert, der dauerhaft nicht auf diesem Niveau bleiben kann.
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