Kommentar Der Seetransport ist zu günstig und zerstört die Umwelt

Ohne den günstigen Seetransport würde der Welthandel nicht funktionieren. Das Problem: Die Schiffe sind billige Luftverpester.
Alle lieben Welthandel, nur kosten darf er nichts. Mit dieser Formel glauben Politiker, der Exportnation Deutschland einen Gefallen zu tun. Und wenn schon jemand dafür zahlen muss, dann bitte schön die Umwelt.
Kaum anders ist zu verstehen, weshalb die Bundesregierung derart hohe Subventionen in die Reedereien steckt. Seit fast 20 Jahren gibt sich der Fiskus mit der niedrigen „Tonnagesteuer“ zufrieden. Wer unter deutscher Flagge fährt, darf zudem die Lohnsteuer behalten. Der Transport eines Frachtcontainers von Berlin nach Hamburg ist deshalb meist teurer als die anschließende Seereise nach Schanghai.
Tatsächlich aber haben die maritimen Billigtarife einen hohen Preis. 370 Millionen Tonnen Treibstoff verbrennt die Weltflotte jährlich auf hoher See und pustet dabei 20 Millionen Tonnen Schwefeloxid sowie gefährlichen Feinstaub in die Luft. An den Folgen der Emissionen, so die EU-Kommission, sterben pro Jahr 60.000 Menschen vorzeitig.
Das Ausmaß der Umweltverschmutzung verbietet es, öffentlich über höhere Kosten zu klagen, die ab 2020 auf die Seefahrt zurollen. Mithilfe von hochwertiger raffiniertem Schiffsdiesel oder durch den Einsatz von Abgaswäschern soll es ab dann gelingen, den Schwefeloxid-Ausstoß um zwei Drittel zu reduzieren. Nur: Wer sich auf diese Lösungen verlässt, wird bald wieder am Pranger stehen.
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Bis 2050, so hat es der Schifffahrts-Weltverband IMO beschlossen, soll sich auch der CO2-Ausstoß halbieren. Bei einer Schiffs-Lebensdauer von 25 Jahren müssen dazu die Investitionsentscheidungen also schon in acht Jahren fallen.
Selbst der Hoffnungsträger LNG taugt nur als Übergangslösung. Das verflüssigte Erdgas stößt beim Verbrennen Methan aus, das ähnliche Klimaschäden auslöst wie CO2. Damit aber wird es vermutlich noch viel kostspieliger.
Denn erreichen lassen sich die Zielwerte wohl nur durch den Einsatz teurer Wasserstoff-Brennstoffzellen. Einziger Trost: Deren Kosten trägt am Ende der Verbraucher, nicht die Umwelt.
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