Kommentar Der Trend zum nachhaltigen Investment ist mehr als ein Modethema

Unternehmen müssen sich stärker am Klimaschutz beteiligen.
Man könnte es als Modethema abtun, als Feigenblatt, mit dem die Finanzbranche ihre ethischen Blößen bedecken will. Schließlich gibt es kaum eine Bank und kaum einen Vermögensverwalter, die das Thema Nachhaltigkeit nicht für das nächste große Ding halten und diese Botschaft in umweltgefährdender Lautstärke in die Welt hinausposaunen.
Aber vielleicht steckt hinter den Hochglanzbroschüren und den schicken TV-Spots ja dieses Mal tatsächlich eine Art tiefere Wahrheit?
Für diese These spricht die Tatsache, dass sich das Thema Nachhaltigkeit jenseits allen Gutmenschentums schlicht und einfach rechnet, zumindest für Investoren, die langfristiger als ein bis zwei Jahre denken. Studien haben gezeigt, dass Investments, die ökologisch und gesellschaftlich nützlich sind, auf Dauer eine höhere Rendite abwerfen als „normale“ Anlagen, zumindest wenn man auch die damit verbundenen Risiken berücksichtigt.
Die Risiken sind ohnehin der Knackpunkt beim Thema Nachhaltigkeit. Denn noch mehr als entgangene Gewinne schrecken Groß- und Kleinanleger drohende Verluste. Wie dramatisch sich Öko-Ignoranz rächen kann, hat die Tragödie rund um den Dammbruch in einer brasilianischen Eisenerzmine des Bergbaukonzerns Vale gezeigt.
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Die giftigen Schlammmassen haben Menschen getötet und die Umwelt vergiftet. Neben diesem Leid treten die wirtschaftlichen Folgen erst einmal in den Hintergrund. Aber der Aktienkurs von Vale stürzte nach der Katastrophe ab und hat sich seither nicht mehr vollständig erholt.
Nun mag Vale ein besonders drastisches Beispiel sein. Aber Statistiken (und nichts liebt die Investmentgemeinde mehr als Statistiken) sprechen dafür, dass Unternehmen, die umweltgerecht und gesellschaftlich verträglich wirtschaften, seltener in eine Pleite rutschen oder ihre Schulden nicht zurückzahlen als andere.
Nachhaltigkeit wäre also ein wichtiger Indikator für solides Management. Kein Wunder, dass immer mehr Kapital in Fonds und Indizes fließt, die ökologische und soziale Faktoren berücksichtigen.
Für die Unternehmen heißt das, dass sie sich an den neuen Trend anpassen müssen, ob sie wollen oder nicht. Große und kleine Konzerne werden beweisen müssen, dass sie gute und verantwortungsvolle Bürger sind. Das ist gut für die Umwelt, gut für die Gesellschaft und, so wie es aussieht, auch gut für die Rendite.
Ach ja – und die Unternehmen dürften auch profitieren. Mit einem Image als verantwortungsloser Schmierfink wird nicht nur die Finanzierung teurer, es dürfte auch schwierig werden, die besten Talente anzulocken. Denn gute Mitarbeiter sind immer auch kritische Mitarbeiter.
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