Kommentar Der Wandel der Finanzbranche zwingt Banken zum Umdenken

Der Stellenabbau beim Londoner Geldhaus ist das jüngste Beispiel für den Wandel der Branche.
Der ehemalige Deutsche-Bank-Manager Ulrich Cartellieri wusste es schon 1990: Die Banken seien die Stahlindustrie der Zukunft, orakelte er damals. Damit war gemeint, dass die Branche an Überkapazitäten litt und ein schmerzhafter Strukturwandel zu erwarten sei. Mit seiner Prognose mag Cartellieri ein paar Jahre zu früh dran gewesen zu sein.
Immerhin machten viele Banken bis zur Finanzkrise noch extrem gute Geschäfte. Aber spätestens heute ist klar: Der Ex-Deutsch-Banker hatte recht. Hätte es noch eines Beweises bedurft, die aktuellen Sparpläne europäischer Banken hätten ihn erbracht. Allein seit Anfang dieses Jahres verkündeten die Geldhäuser den Abbau von rund 70.000 Arbeitsplätzen.
Das könnte erst der Anfang sein, denn im Moment steuern die Banken auf eine Art „perfekten Sturm“ zu. Die Konjunktur kühlt sich ab, die margenfressenden Minuszinsen werden uns wohl noch jahrelang begleiten, und überlagert wird das alles von der digitalen Revolution, die die gesamte Branche durcheinanderwirbelt.
Über viele Generationen galt ein Job in der Finanzbranche als Synonym für einen sicheren Arbeitsplatz, frei nach dem Motto: „Lern erst mal was Ordentliches, mach eine Banklehre.“ Im späteren Karriereverlauf sprach man dann sogar vom „Bankbeamten“. Das hat sich gründlich geändert.
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Das Geschäftsmodell der einstigen Universalbank hat keine Zukunft mehr. Denn je jünger die Kunden, desto seltener kommen sie in die Bankfiliale. Online- und Mobile-Banking reichen völlig aus, vorausgesetzt, sie bieten den gleichen Komfort, den die Kunden von Amazon, Apple und Co. gewohnt sind.
Ein großer Teil der Aufgaben eines „Bankbeamten“ alter Schule lässt sich automatisieren. Das bedeutet nicht nur, dass die Geldhäuser sehr viel weniger Banker brauchen, sie brauchen auch Banker mit neuen Qualifikationen. Trotz aller Abbaupläne wird die Branche auch in Zukunft noch sichere Arbeitsplätze bieten, allerdings vor allem für Programmierer und Datenanalysten.
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