Kommentar Der weltgrößte Ölkonzern Saudi Aramco steckt in der Corona-Falle

Der saudische Staatskonzern kämpft mit sinkenden Gewinnen und niedrigen Ölpreisen.
Berlin Dass die Rechnung ohne den Wirt gemacht wurde, ist ein für Saudi-Arabien unpassendes Sprichwort. Denn Bierhallen und Kneipen gibt es im islamischen Königreich ja nicht. Aber ganz sicher ohne Vorahnung der Coronakrise wurde im Dezember der mit 29,4 Milliarden Dollar Emissionserlösen weltgrößte Börsengang durchgeführt.
Um mögliche Käufer zum Zeichnen der Aktien des Ölgiganten Saudi Aramco zu ermuntern, wurde für die nächsten Jahre eine Dividendenzahlung von jeweils mindestens 75 Milliarden Dollar garantiert. Ein Harakiri-Kurs droht.
Denn die am Sonntag für 2019 vorgelegten Geschäftszahlen des weltgrößten Ölförderers weisen einen Einbruch des Gewinns um 20,6 Prozent auf 88,2 Milliarden Dollar (2018: 111,1 Milliarden) aus. Und im vorigen Jahr war der Ölpreis zwar bereits gefallen, aber bei Weitem noch nicht in dem Ausmaß wie seit gut einer Woche. Da hatte Saudi-Arabien trotz der wegen der weltweiten Coronakrise deutlich gesunkenen Ölnachfrage seine Förderung massiv hochgefahren – um Russland mit dem Preiskrieg zum Einlenken zu zwingen. Der Ölpreis schmierte regelrecht ab und riss die Börsen insgesamt mit.
Einziger Ausweg
Der Gewinn des profitabelsten Konzerns der Welt dürfte also dieses Jahr noch weiter sinken. Dividenden müssten dann wohl aus der Substanz gezahlt werden. Oder die Abführungen des wichtigsten Konzerns des Königreichs an das Land müssen drastisch reduziert werden. Das aber würde die ohnehin aufgrund der wirtschaftlichen Stimulierungspakete schmelzenden Währungsreserven weiter belasten.
Bleibt als Ausweg eigentlich nur das Einkassieren des Dividendenversprechens. Das aber brächte den Kurs der Aramco-Aktie vollends auf die abschießende Bahn. Ohnehin ist Aramcos Aktienkurs mächtig ins Rutschen geraten. Kurz nach der Erstnotiz auf über zwei Billionen Dollar Marktbewertung angestiegen, liegt er derzeit bei 1,5 Billionen Dollar. Wird auch noch das Dividendenversprechen kassiert, käme es zum generellen Ausverkauf.
Mehr: Saudi Aramco schützt trotz Gewinneinbruch Rekorddividende aus.
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