Kommentar Deutschland droht ein unwiederbringlicher Verlust an Kultur

Vielen Schaustellern droht wegen der Krise die Pleite.
Das Oktoberfest ist für dieses Jahr gestrichen. Die Entscheidung ist hart, aber richtig. Nirgendwo sonst dürfte die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus so hoch sein, wie bei den feucht-fröhlichen Gelagen in den Bierzelten. Der Heinsberger Karneval war ein warnendes Beispiel.
Nach dem Aus für Deutschlands größtes Volksfest bangen Schausteller um die komplette Saison und ihre Existenz. Sie fordern Hilfen vom Staat.
Noch eine Branche, die um einen Rettungsschirm bettelt, mag man denken. Steht den 5300 Familienbetrieben doch Soforthilfe zu. Aber die überbrücken nur ein paar Monate. Schausteller, private Bühnen und Orchester, Tanzschulen oder Klubs sind nicht durch eigenes Versagen in Not. Den Betrieben entzieht der Staat die komplette Geschäftsgrundlage.
Und sie dürften wohl als Allerletzte wieder öffnen. Während große Theater und Opernhäuser ohnehin am staatlichen Tropf hängen, schauen private Kulturanbieter nun in die Röhre. Europas größte Varieté-Gruppe GOP, ein Familienunternehmen aus Bielefeld, hat zum Beispiel noch nie einen Cent Subventionen erhalten und derzeit nur Ausgaben.
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Kein Mittelständler oder Kleinbetrieb kann ein halbes Jahr ohne Einnahmen überstehen. Solche Rücklagen haben selbst Konzerne nicht. Den großen Namen von Tui über Lufthansa bis Adidas eilt der Staat nun unbürokratisch zu Hilfe. Sicher zu Recht.
Die namenlosen privaten Kulturbetriebe bleiben ungehört. Kredite kommen für sie kaum infrage. Viele bleibt ohne Rettungsschirm nur die Insolvenz.
Dann droht unserem Land ein unwiederbringlicher Verlust an Kultur, Tradition und Vielfalt. Nicht ohne Grund hat die Unesco deutsche Volksfeste wie die Fürther Michaeliskirchweih mit 900 Jahren Tradition zum schützenswerten Kulturgut erklärt.
Deutschland ist nicht nur das Land der Autobauer, sondern eine Kulturnation, die viele Milliarden umsetzt – auch mit „leichter Muse“. Landwirte erhalten in Dürrejahren Subventionen. Kultur sollte unserem Land genauso viel wert sein.
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