Kommentar Deutschland fehlt die Strategie für eine Corona-App

Nur mithilfe der Bürger könnte die App funktionieren.
Deutschland und Europa haben eine Chance. Sie können zeigen, dass eine Smartphone-App helfen kann, die Corona-Pandemie einzudämmen, ohne die Privatsphäre ihrer Bürger auszuhöhlen. Bislang verspielt Berlin allerdings diese Chance. Es gibt zu viele Ansätze, und ein klares Bekenntnis zur Transparenz fehlt. Das gefährdet das Projekt noch vor dem Start.
Der erste Fehler war die Vorstellung der App „Datenspende“ durch das Robert Koch-Institut (RKI). Sie beschränkt sich zunächst darauf, Besitzer etwa von smarten Fitnessbändern zum Teilen ihrer Daten zu bewegen.
Doch Experten diagnostizierten erhebliche Sicherheitsmängel in dem Programm. Das ist ein fataler Befund. Schließlich geht es hier um sensible Daten. Das RKI hatte anscheinend das von der Firma Thryve entwickelte Programm nicht ausreichend geprüft.
Das chaotische Vorgehen setzt sich fort. Denn noch ist die zentrale App, mit der Deutschland Infektionsketten nachverfolgen will, nicht da. Rund ein Dutzend Teams tüftelt an eigenen Lösungen. Berlin hat sich einfach noch nicht festgelegt, welcher Weg der richtige ist.
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Mit dem Helmholtz Zentrum für Informationssicherheit besitzt Deutschland ein hervorragendes Amt für Cybersicherheit. Doch es konnte lange mit seinen Empfehlungen nicht durchdringen. Zumindest seit dem Wochenende sieht es so aus, als achte die Bundesregierung auf die Ratschläge dieser Experten.
Währenddessen irrlichtern die Landkreise in Allmachtsfantasien von Orwell‘schem Ausmaß. Sie wollen die Apps zu Überwachungstools umfunktionieren, um jeden Bürger verfolgen zu können. Anstatt solche schädlichen Vorschläge zurückzuweisen, hält sich Berlin zurück.
Es lässt sich nicht oft genug sagen: Eine App kann nur erfolgreich sein, wenn sie transparent mit höchstem Datenschutz aufgebaut ist. Sonst wird sie nicht akzeptiert. Eine App lässt sich einfach austricksen. Nur durch Mithilfe der Bürger wird sie zum Erfolg. Zwang ist falsch.
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