Kommentar: Deutschland sollte Flüchtlinge aufnehmen statt auf Europa zu warten
Luxemburg macht es vor. Das kleine Land, das gemessen an der Einwohnerzahl mehr Asylbewerber aufgenommen hat als Deutschland, will Flüchtlingskindern Schutz bieten. Auch Finnland und Frankreich haben sich zu einer humanitären Geste bereit erklärt.
Es ist eine kleine „Koalition der Willigen“, der Deutschland sich rasch anschließen sollte. Denn hierzulande gibt es eine solche Koalition längst.
Einige Bundesländer und Kommunen haben Platz für Flüchtlinge von den griechischen Inseln oder aus dem türkisch-griechischen Grenzgebiet und dies auch kundgetan. Die SPD hat im Bundestag nur deshalb gegen einen Grünen-Antrag zur Aufnahme von 5000 Flüchtlingen gestimmt, weil eine Neuauflage des Asylstreits wohl endgültig zum Scheitern der Großen Koalition führen würde.
Innenminister Horst Seehofer, der tief im Herzen immer auch Sozialpolitiker geblieben ist, und die Union sollten rasch den Weg für die Aufnahme eines Flüchtlingskontingents frei machen. Mit knapp 147.000 registrierten Asylsuchenden im vergangenen Jahr ist noch Luft bis zur „Obergrenze“ von 200.000, die sich die Große Koalition selbst gesetzt hat.
Natürlich wird es eine Sogwirkung geben, wenn Deutschland jetzt ein Kontingent aufnimmt; noch mehr Flüchtlinge werden sich dann ins türkisch-griechische Grenzgebiet aufmachen oder von Ankara dort hingetrieben werden. Aber zumindest den Schutzbedürftigsten zu helfen gebietet die Menschlichkeit.
Kinder können nichts dafür, dass in Syrien Krieg geführt wird oder dass ihre Eltern versuchen, Armut und Perspektivlosigkeit zu entfliehen. Sie sind nur die, die am stärksten leiden.
Auf eine gesamteuropäische Lösung zu hoffen dürfte vergeblich sein. Europa zeigt lieber Muskeln statt Herz; EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen spricht ganz ungeniert von Griechenland als „Schild Europas“. Ausbaden müssen es die Menschen, die zu Schachfiguren im Machtspiel zwischen Brüssel und Ankara geworden sind. Ein Trauerspiel.
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