Kommentar Die Allianz ist zu Änderungen gezwungen – Für Kunden sind das gute Nachrichten

Der Vorstandschef der Allianz hat im vergangenen Jahr bereits ein Druckmittel gegen die Landesgesellschaften geschaffen.
Man stelle sich einmal vor, Volkswagen bringt den neuen Golf an den Markt und der fährt sich wegen unterschiedlicher Verkehrsregeln in jedem Land anders. Was im Bereich der Automobilproduktion als völlig absurd gilt, ist bei der Allianz noch immer vielerorts Normalität. Deswegen unterscheiden sich beispielsweise Kfz-Policen in Deutschland von denen in Italien oder in den Niederlanden.
Die Kunden haben davon kaum profitiert, stattdessen ging es hier über viele Jahre darum, die starke Position der Landesgesellschaften gegenüber der Zentrale zu behaupten. Schließlich wisse man im eigenen Land doch am besten, welche Regeln hier gelten und was für den Kunden am besten ist.
Wenn jetzt Allianz-Chef Oliver Bäte dazu übergeht, dieses Geflecht aus Kleinstaaterei und Besitzstandswahrung vieler Landesgesellschaften aufzubrechen und einheitliche Standardprodukte einzuführen, dann profitiert davon auch der Kunde. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass sich im Konzern große Summen einsparen lassen, die nicht nur die Profitabilität der Allianz verbessern, sondern sich bis zur einzelnen Prämie jedes Versicherungskunden auswirken werden.
Eine Allianz-Police haben sich viele Menschen bisher geleistet wegen des starken Namens und des hohen Vertrauens in die Marke. Preiswerter gab es eine vergleichbare Leistung indes bei vielen Anbietern zuletzt immer öfter. Die Allianz steht somit von mehreren Seiten unter Druck.
Besonders junge Anbieter kommen mittlerweile mit einer weitaus geringeren Kostenstruktur aus und setzen diese bei der Prämiengestaltung konsequent ein. Dieser Trend zeichnet sich weltweit ab. Dazu legen Vergleichsportale trotz ihrer vielen Schwächen gnadenlos offen, wer die günstigsten Preise bietet. Und die Kunden sind inzwischen weit weniger markentreu als sie es noch vor Jahren waren. Gerade die Bedingungen einfach verständlicher Massen-Versicherungen wie Kfz oder Haftpflicht erschließen sich ihnen auch ohne Hintergrundwissen aus der Branche.
Druckmittel gegen die Landesgesellschaften
Ein Druckmittel, um die Macht der Landesgesellschaften zu schwächen, hat der Allianz-Chef bereits im vergangenen Jahr geschaffen. Die neu geschaffene Online-Versicherung Allianz Direct hat er direkt dem Konzern unterstellt und bietet darüber mittlerweile Sachversicherungen in verschiedenen europäischen Ländern an.
Neben dem deutschen Markt ist Allianz Direct mittlerweile in den Niederlanden, Italien und Spanien vertreten. Den Landesgesellschaften dort ist so ein Konkurrent aus dem eigenen Haus entstanden. Weitere Länder sollen bald folgen.
Viele Eigenheiten der Versicherungsbranche haben sich so lange gehalten, weil es der Branche über Jahrzehnte sehr gut ging. Der Zwang zu Veränderungen war somit nicht gegeben. Das ändert sich gerade mit großer Geschwindigkeit. Für die Kunden sind das gute Nachrichten.
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