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KommentarDie Aufspaltung Großbritanniens darf nie das Ziel der EU sein

Schottische und irische Nationalisten sehen in der EU einen Verbündeten gegen die britische Regierung. Doch die Europäer sollten sie nicht ermutigen.Carsten Volkery 10.05.2021 - 16:48 Uhr Artikel anhören

Die schottischen Nationalisten wollen zurück in die EU.

Foto: LightRocket/Getty Images

Die Regionalwahlen in Großbritannien unterstreichen die Fliehkräfte im Vereinigten Königreich. In England haben die Brexit-Freunde triumphiert, in Schottland die EU-Freunde. Eine Mehrheit im schottischen Parlament will ein Unabhängigkeitsreferendum. Die ungelöste Schottlandfrage wird den britischen Premier Boris Johnson noch jahrelang verfolgen – ebenso wie das Nordirlandproblem.

In beiden Konflikten spielt die EU unfreiwillig eine Rolle. Schottische und irische Nationalisten sehen in Brüssel einen Verbündeten gegen die britische Regierung. In einem offenen Brief forderten zudem mehr als 200 europäische Professoren und Schriftsteller, Schottland die EU-Mitgliedschaft anzubieten, um die Unabhängigkeitsbewegung zu stärken. Manchem Super-Europäer ist die Schadenfreude über die Auflösungserscheinungen in Brexit-Britannien deutlich anzumerken.

Doch die EU sollte der Versuchung widerstehen, sich in innerbritische Angelegenheiten einzumischen. Die Aufspaltung des Vereinigten Königreichs darf niemals das Ziel der Gemeinschaft sein. Jegliche Hilfestellung für die schottische Nationalpartei oder die Grünen verbietet sich. Solange die Schotten sich nicht für die Unabhängigkeit entschieden haben, ist strikte Zurückhaltung angesagt.

Die Abspaltung Schottlands und Nordirlands liegt in weiter Ferne

Etwas anders stellt sich die Lage in Nordirland dar. Zum einen ist der britische Landesteil weiterhin Teil des Europäischen Binnenmarkts und der Zollunion. Die EU trägt also eine gewisse Mitverantwortung. Zum anderen steht hier eine Vereinigung Nordirlands mit dem EU-Mitglied Irland zur Debatte.

Die Situation wäre am ehesten vergleichbar mit der deutschen Wiedervereinigung. Der EU-Rat hat bereits 2017 bestätigt, dass Nordirland im Fall eines Zusammenschlusses automatisch EU-Mitglied würde. Das bedeutet jedoch nicht, dass die EU offensiv für diese Vereinigung werben sollte. Schließlich handelt es sich immer noch um britisches Staatsgebiet.

Beide Szenarien, die schottische Unabhängigkeit und die irische Vereinigung, liegen noch in weiter Ferne – falls sie je eintreten sollten. In Schottland dürfte es noch dauern, bis London ein Referendum erlaubt. Und dann wäre es fraglich, ob die Nationalisten es gewinnen.

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Ein vereintes Irland hingegen erscheint langfristig wahrscheinlich: Auf die ökonomische Integration wird früher oder später die politische Einheit folgen. Dafür spricht auch der sinkende Anteil der probritischen Unionisten in der Provinz.

Die EU tut gut daran, keine aktive Rolle in diesen Prozessen zu spielen. Sie würde sie nicht beschleunigen, sondern nur die Stimmung zusätzlich vergiften. Schotten und Nordiren müssen das schon selbst entscheiden.

Mehr: Wahlsieger Johnson startet Operation Schottland.

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