Kommentar Die Autoindustrie lagert die Konzeption der IAA 2.0 aus

Die Automobilbranche hat es geschickt verstanden, den Aufwand und den Ertrag ihrer „Neuausrichtung“ zu sozialisieren.
Nun können also noch Hamburg, München und Berlin hoffen. Eine dieser Städte darf sich am Ende über den Zuschlag für die Austragung der Automobilmesse IAA freuen – wenn überhaupt Freude angebracht ist. Denn das Vorgehen der Autobranche ist gelinde gesagt fragwürdig.
Punkt eins: Die Automobilindustrie braucht und will ein neues Konzept, wie sie sich künftig der Öffentlichkeit präsentieren kann. Dessen Entwicklung hat man aber schön den Messe-Gesellschaften und den Kommunen überlassen. Deren Verantwortliche haben sich die Köpfe darüber zerbrochen, was der Autoindustrie gefallen könnte. Die Industrie hat sich die Ideen präsentieren lassen und die schönsten drei Bräute ausgesucht. Das Beste daran: Dieser „outgesourcte“ kreative Aufwand kostete noch nicht einmal etwas. Auch die Finanzierung wurde von den Messen und Kommunen übernommen.
Punkt zwei: Wenn der Sieger feststeht, muss er umgehend damit beginnen, das Konzept umzusetzen. Auch das wird Geld kosten. Steht dann alles und die IAA 2.0 findet statt, fließt ein Teil der wirtschaftlichen Einnahmen – na, wohin wohl? Richtig: zurück in die Autoindustrie. Deren Lobbyverband VDA finanziert sich zu einem mehr oder minder großen Teil aus den Einnahmen der IAA.
Spitz formuliert könnte man sagen: Die Automobilbranche hat es geschickt verstanden, den Aufwand und den Ertrag ihrer „Neuausrichtung“ zu sozialisieren. Das funktioniert deshalb, weil der deutsche Messemarkt schlicht überbesetzt ist und jede Stadt gerne die IAA hätte.
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Nun werden vielleicht einige einwenden, dass dieses Vorgehen nicht neu ist. Stimmt, auch die Olympischen Spiele werden nach einem vergleichbaren Konzept vergeben. Doch besser macht es die Sache nicht. Der Menschenverstand sagt einem, dass eine Branche gefälligst selbst für die strategische Weiterentwicklung ihrer wichtigen Präsentationsplattformen geradestehen muss. Das ist keine öffentliche Aufgabe.
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