Kommentar Die britische Monarchie wird auch Harry und Meghan überleben
Die Macher der Netflix-Serie „The Crown“ werden sich über das perfekte Skript freuen. Meghan und Harry, geflohen aus dem verstaubten britischen Königshaus in das gelobte Land Amerika, machen von ihrer neuen Freiheit Gebrauch und packen in einem zweistündigen TV-Interview über die dunklen Geheimnisse des Buckingham-Palasts aus.
Von Rassismus berichten sie und zerrütteten Familienverhältnissen. Der US-Zuschauer gruselt sich, dankt Gott für die Amerikanische Revolution – und schlägt sich auf die Seite der Verstoßenen. In der transatlantischen PR-Schlacht steht es eins zu null für das junge Influencer-Paar aus Santa Barbara.
Aber wird der Auftritt bei der Talkshow-Queen Oprah nun gleich die Monarchie ins Wanken bringen? Oder wird es vielmehr so laufen wie 1936, als König Edward aus Liebe zu seiner amerikanischen Freundin Wallis Simpson abdankte und sich damit selbst ins Abseits manövrierte? Oder wie in den 90er-Jahren, als Prinzessin Diana nach jahrelangem Rosenkrieg den Palast verließ und schließlich bei einem Unfall ums Leben kam? Beide Male blickte das Königshaus in den Abgrund, beide Male überstand es die Krise. erstaunlich unbeschadet.
Ohne Zweifel wiegt insbesondere der Rassismusvorwurf gegen einen ungenannten Royal schwer. Er klingt gerade deshalb so plausibel, weil er bestehende Vorurteile über „die Firma“ bestätigt. War es womöglich gar die alte weiße Frau an der Spitze des britischen Staates, die sich um die Hautfarbe des ungeborenen Urenkels sorgte – oder doch der alte weiße Mann an ihrer Seite? Prinz Philip ist dank früherer Äußerungen der übliche Verdächtige, wenn es um Rassismus im Königshaus geht.
Egal, wer es war, der Vorwurf ist heute explosiver als früher, und der Palast wird sich schwer damit tun, ihn zu entkräften. Die Labour-Opposition fordert bereits eine Untersuchung. Um zu sehen, dass Meghan zweifellos Rassismus in England erfahren hat, reicht im Übrigen ein Blick in die britische Presse.
Britische Monarchie: Die Presse bleibt ihr treu
Dennoch spricht vieles dafür, dass auch dieser Sturm an den Royals vorüberziehen wird. Auch Harry und Meghan wissen, wie beliebt einzelne Mitglieder des Königshauses sind. Clever fanden sie daher lobende Worte für die beiden wichtigsten Sympathieträgerinnen, die Queen und Kate.
Ein nachhaltiger Schaden für die Monarchie ist bisher nicht zu erkennen. Die britischen Medien stehen staatstragend hinter dem Königshaus und lassen sich gern vom Palast dafür einspannen, das abtrünnige Paar zu diskreditieren. Die Briten kennen die Probleme der Windsors zur Genüge – und halten trotzdem an ihrer Monarchie fest.
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